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14. März 2023

Holz: Ein nachhaltiger Baustoff?

Auf dem Weg zur Klimaneutralität gerät zunehmend der Bausektor in den Fokus. Dabei vermittelt die Holzbau-Offensive des Landes Baden-Württemberg den Eindruck, dass Bauen mit Holz die wesentliche Maßnahme für mehr Nachhaltigkeit im Bau sei.

Der Baustoff Holz hat Vorteile

Um Missverständnissen vorzubeugen: Viele Vorteile des Baustoffs Holz lassen sich nicht von der Hand weisen:

  • Holz ist ein nachwachsender Rohstoff,
  • Holz bindet langfristig CO₂ (ca. 1 Tonne/m³),
  • Holz lässt sich gut verarbeiten und hat gute Dämmeigenschaften,
  • Bauzeiten beim Bauen mit Holz sind relativ kurz

Im Vergleich dazu müssen mineralische Rohstoffe mit höherem Energieeinsatz und mit größeren Beeinträchtigungen für Mensch und Natur gewonnen werden, ihre Bildung dauert Zehntausende bis Millionen von Jahren und ihre Verfügbarkeit ist somit begrenzt.

Bei einer genaueren Betrachtung stellt sich die Situation jedoch deutlich komplexer dar und auch andere Aspekte sollten nicht vollkommen aus dem Blickfeld geraten.

Auch wenn Holz zu den nachwachsenden Rohstoffen gehört, ist es nicht in unbegrenzter Menge verfügbar. Bis ein Wald nachgewachsen ist bzw. ein Baum seine Hiebsreife erreicht, dauert es in der Regel 100 bis 200 Jahre.

Faktor Flächenertrag

Ein Aspekt, der bisher kaum Beachtung gefunden hat, ist die Flächeninanspruchnahme. Während laut der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe FNR der durchschnittliche Holzvorrat pro Hektar Wald bei etwa 358 m³ liegt (Basisdaten Wald und Holz 2019), können auf derselben Fläche je nach Rohstoffmächtigkeit zwischen 100.000 und 1 Million m³ Gestein gewonnen werden. Selbst wenn man mit einem überdurchschnittlich hohen Holzertrag von 1.000 m³ pro Hektar rechnet, könnte auf derselben Fläche etwa die 500-fache Gesteinsmenge gewonnen werden (siehe Abbildung rechts).

 



Entdecken Sie den kleinen Steinbruch? Er liefert die gleiche Menge an Baustoffen wie eine 500-mal größere Waldfläche. Und nach der Rohstoffgewinnung kann hier wieder ein Wald entstehen.


Faktor Transport

Holz wird in der Regel überwiegend mit kleinen Traktor-Anhängern zum Waldrand, von dort mit Sattelzügen zum Sägewerk und schließlich zur Baustelle transportiert. Dabei beträgt die durchschnittliche Transportentfernung allein zum Sägewerk etwa 177 km (vgl. Marktstudie Rundholzlogistik der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Abschlussbericht 04/2019). Demgegenüber ist die Steine- und Erdenindustrie die Branche mit den kürzesten Transportwegen: Meist finden Rohstoffgewinnung und Baustoffherstellung am selben Ort statt, der durchschnittliche Transportweg zur Baustelle beträgt im Schnitt nur 39 km.

Nachhaltige Waldbewirtschaftung

Die Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa (FOREST EUROPE) hat 1993 in der Helsinki-Deklaration die Kriterien einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung festgelegt. Eine solche Waldbewirtschaftung soll vor allem durch naturnahe Wälder ermöglicht werden. Allerdings wurden in Deutschland gerade einmal 36 % der Waldfläche als sehr naturnah (14,5 %) oder naturnah (21,5 %) eingestuft (Dritte Bundeswaldinventur 2011/2012).

Holznutzung und Holzzuwachs


Die Nutzung von Holz in Baden-Württemberg überschreitet den Nachwuchs des Holzes. Die Grafik zeigt: 2018 wurde mehr Holz genutzt als nachgewachsen ist.


 

Laut Waldstrategie 2020 der Bundesregierung soll der Wald als CO₂-Senke erhalten bleiben und die Holzernte deshalb den jährlichen Zuwachs nicht überschreiten. Seit 2014 wird hierzu der Nettozuwachs an Holz zugrunde gelegt (=Bruttozuwachs, also biologische Produktion, abzüglich Mortalität). Laut Umweltbundesamt vom März 2021 wird bei der Betrachtung der Zahlen deutlich, dass bereits nahezu der gesamte nutzbare Zuwachs in Deutschlands Wäldern genutzt wird, im Jahr 2018 wurde mit 104 % sogar mehr Holz genutzt als nachgewachsen ist.

Maßnahmen in Zeiten des Klimawandels

Den Anstrengungen der Forstwirtschaft für Erhalt und Umbau der Wälder angesichts wachsender Belastungen durch Trockenheit, Stürme und Insektenbefall stehen die Maßnahmen der Steine- und Erdenindustrie für Klimaneutralität, innovative und recycelbare Baustoffe sowie noch mehr Biodiversität in den Gewinnungsstätten gegenüber.

Beim Bau von Straßen, Geh-, Rad- und Schienenwegen wird Holz mineralische Primär- und Sekundärrohstoffe nicht ersetzen können. Auch für die Energiewende sind mineralische Rohstoffe unverzichtbar – die Fundamente von Windkraftanlagen bestehen aus solidem Beton.

Beim Wohnbau hingegen können unterschiedliche Bauweisen Hand in Hand gehen: Für den Brandschutz wird auch in Zukunft eine Verschalung von Holzelementen mit Gipsbauplatten nötig sein, bei einer Hybridbauweise können Aufzugschächte und Fundamente aus Beton oder R-Beton die Holzbauelemente ergänzen.

Fazit

Im Rahmen des Klimaschutzes - den wir alle wollen - und im Hinblick auf die Bedürfnisse nachfolgender Generationen sollten wir nicht den einen Baustoff gegen den anderen ausspielen. Neben der Gesamtklimabilanz ist bei einem nachhaltige(re)n Bauen mehr gefragt: Innovative Wohnraumkonzepte, Energieeffizienz, maximale Rückbaubarkeit (Cradle-to-Cradle-Prinzip), ein gesundes Wohnklima und bezahlbare Preise.


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