„Es wird sicherlich nicht langweilig werden“
Der neue Präsident des Industrieverbandes Steine und Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE): Oliver Mohr im Interview
Oliver Mohr ist Ende Juni zum Präsidenten des Industrieverbands Steine und Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE) gewählt worden. Er löst Peter Röhm ab, der nach neun Jahren sein Amt niedergelegt hat.
Im Gespräch wirft er einen Blick auf die Zukunft der Baustoffindustrie und welche Aufgaben und Herausforderungen vor ihr und vor seiner Präsidentschaft liegen.
Herr Mohr, jetzt sind Sie vom Amt des ISTE-Vizepräsidenten aufgerückt zum Präsidenten des Verbandes. Eine logische Folge oder nochmals eine weitere Herausforderung?
Auf alle Fälle eine große Herausforderung. Neben den Aufgaben im eigenen Betrieb Präsident des ISTE zu sein, wird sicherlich spannend und mehr Zeit als bisher erfordern. Allerdings weiß ich aus meiner Zeit als Vizepräsident, dass das gesamte ISTE-Team um Hauptgeschäftsführer Thomas Beißwenger und seinen Stellvertreter Manuel Sedlak einen Spitzenjob macht und vieles bereits im Vorfeld abfängt bzw. abarbeitet.
Wo steht der ISTE heute, und vor welchen Aufgaben steht die Branche in den kommenden Jahren? Wie will der ISTE diese angehen?
Ich glaube, der ISTE steht heute gut aufgestellt da. Er hat eine tolle Mannschaft und solide Finanzen.
Neben den uns in letzter Zeit begleitenden Themen wie Rohstoffsicherung, Mantelverordnung, Energiewende oder CO2-Einsparung werden Marktthemen dazukommen. Der Bedarf an Wohnungen und Infrastruktur ist ungebrochen hoch. Die Menschen brauchen Wohnraum und die Energiewende benötigt Rohstoffe für deren Umsetzung. Allerdings haben sich die Rahmenbedingungen in den letzten Monaten drastisch verschlechtert. Die Baupreise haben aufgrund der Energiekrise deutlich angezogen und die Zinsen sind extrem gestiegen. Bauen ist einfach teurer geworden.
Der ISTE muss deshalb dafür kämpfen, dass die Rahmenbedingungen wie z.B. die Genehmigungszeiträume, ähnlich wie bei der Windenergie, kürzer werden, dass die Möglichkeiten für Floating-PV-Anlagen ohne allzu große bürokratische Hürden erteilt und dass die heimischen Rohstoffvorkommen für die nächsten Jahrzehnte gesichert werden. Natürlich gibt es noch viele, viele Themen mehr – es wird sicherlich nicht langweilig werden.
Die Sicherung der heimischen Rohstoffvorkommen für einen späteren Abbau ist eines der zentralen Anliegen des ISTE. Wird diese Aufgabe in Zukunft noch schwieriger?
Zumindest wird sie nicht einfacher. Rohstoffvorkommen sind ja da, nur die Nutzungskonkurrenzen auf den einzelnen Flächen nimmt zu. Neben den altbekannten Nutzungskonflikten kommt noch der Ausbau der Wind- und Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtfläche von 2 Prozent dazu. Hier bedarf es sicherlich einer gemeinsamen und langfristigen Sicherungsstrategie, die allen Nutzungen weitestgehend gerecht wird.
Welche Chancen sehen Sie für die Unternehmen der Rohstoffwirtschaft in den künftigen Jahren, etwa wenn es um Beiträge zur Energiewende und zum Klimaschutz geht?
Beide Themen haben sich in der Denke des ISTE und bei vielen Unternehmen schon fest verankert. Erste Floating-PV-Anlagen entstehen auf den Baggerseen, viele Unternehmen nutzen schon die Eigenstromerzeugung durch Land-PV-Anlagen und einzelne Unternehmen denken wohl schon über eigene Windräder nach. Ich gehe fest davon aus, dass sich das Tempo hierbei noch deutlich erhöhen wird.
Parallel dazu gibt es schon einen Kreis im ISTE, der über Wasserstoff und dessen Nutzungsmöglichkeiten in der Zukunft nachdenkt.
Was sollten Unternehmen jenseits ihres Verbandes tun, um Herausforderungen wie etwa den dramatischen Fachkräfte- und Nachwuchsmangel zu meistern?
Hier geht es uns allen doch gleich. Jeder von uns sucht Fachkräfte und Nachwuchs. Zum Teil ist schon regelrecht ein Wettbewerb um Mitarbeiter entbrannt.
Insgesamt glaube ich, dass bei den Mitarbeitern die Arbeitsplatzqualität, die Arbeitszeiten oder die Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten immer wichtiger werden.
Auch muss die Politik dafür sorgen, dass der Zugang zum Arbeitsmarkt für Fachkräfte aus dem Ausland oder zugewanderte Mitmenschen einfacher wird.
Für Ihren Vorgänger Peter Röhm spielte als langjähriger ISTE-Präsident die Kommunikation mit möglichst vielen Menschen in den unterschiedlichsten Funktionen eine zentrale Rolle. Für Sie auch?
Ohne Kommunikation geht es nicht. Es ist wichtig, mit Politik, Verwaltungen, Behörden, Verbänden, Mitarbeitern und betroffenen Mitmenschen ins Gespräch zu kommen. Man muss Meinungen vermitteln, aber auch zuhören.
Heutzutage - mit so vielschichtigen Themen in allen Bereichen - ist der Meinungsaustausch wichtiger denn je.