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30. Januar 2023

3 Fragen, 3 Antworten mit Dr. Bettina Daser

Welche Herausforderungen tragen Familienunternehmen und wie kann Zukunfsgestaltung auf Augenhöhe stattfinden? Das haben wir Dr. Bettina Daser, Beraterin für Unternehmerfamilien, im Rahmen unserer Winterarbeitstagung 2023 gefragt.

 

Frau Dr. Daser, herzlichen Dank für ihren Vortrag. Viele unserer Mitgliedsunternehmen sind Familienunternehmen. Sie führen viele Gespräche mit solchen Unternehmen. Was sind die größten Herausforderungen, denen sie dort im Gespräch begegnen?

Anders als vor einigen Jahren verbinden sich jetzt viele große Themen miteinander, zum Beispiel Themen der Zukunftsfähigkeit: die Regulatorik, Veränderung des Marktes und damit verbunden Nachfolgethemen. Hier ist meine Empfehlung, das als Chance zu begreifen und zu sagen: Damit machen wir der nächsten Generation die Tür auf, wir haben als übergebende Generation nicht die Last auf unseren Schultern, alles für die kommende Generation zu lösen. Sondern wir nutzen genau diese anstehenden Themen, um direkt einzusteigen und gemeinsam zu gestalten. Außerdem ist es wichtig, den Mut zu haben, etwas zu tun und der nachfolgenden Generationen eine Menge zuzutrauen und nicht zu denken, dass man sich davor beschützen müsste, solche Dinge auf den Weg zu bringen. Meine Erfahrung ist, die Nachfolgerinnen und Nachfolger haben richtig Lust darauf, diese großen Zukunftsfähigkeitsthemen mit anzugehen.

Was sind denn aktuell Ihre Tipps, die Sie diesen Unternehmen an die Hand geben können?

Das Wichtigste ist Klarheit. Also: Wer steht für was? Wer will was? Denn nur, was auf dem Tisch liegt, kann ich verhandeln. Und oft ist man in der Familie zu vorsichtig miteinander. Man sagt gern das, was der andere hören möchte und dadurch dreht man sich im Kreis. Gemeinsam gestalten heißt Karten auf den Tisch,: Worum geht es, was will ich, und auch nicht das Gefühl haben, dass der andere vielleicht beleidigt ist. Und dann als zweites zu entscheiden: Wie gestalten wir die Zukunft, sodass es für alle passt? Als Übergeber sollte man daran denken, dass sie weniger ihren meinen Teil gestalten, sondern viele Entscheidungen, die man trifft die Zeit eines Nachfolgers, einer Nachfolgerin betrifft. Somit kann man eben die Entscheidungen auch der nächsten Generation zugestehen, denn es geht zum Großteil um deren Berufslebenszeit, als um meine eigene, das finde ich wichtig.

Und was sind Don'ts, die sie an die Hand geben?

Schieben, weil man Angst vor den Gesprächen hat. Aber so schlimm ist es meistens gar nicht. Fragen nicht stellen, weil man meint, der andere will darauf keine Antwort geben. Und alles perfekt machen wollen, anstatt einfach zu sagen: Am Ende des Tages kommt es wie es kommt. Wenn wir es schaffen, die Familienrolle von der unternehmerischen Rolle zu trennen und zu sagen: "jetzt unterhalten wir uns mal als aktuelle Geschäftsführung mit der künftigen Geschäftsführung und lassen die Familiengeschichten raus", können wir gemeinsam die Zukunft auf Augenhöhe gestalten. Dann klappt es. Wenn ich aus meiner Elternrolle aber nicht rauskomme und von oben nach unten auf die Nachfolger gucke, dann gestalte ich keine Zukunft, sondern ich zementiere, was ich schon habe, und daraus entsteht nichts Neues. Dont's sind es also, zu vermeiden, zu sehr aus der übergebenen Generation gestalten zu wollen oder nicht auf Augenhöhe zu kommen - und deshalb auch nicht zu nutzen, was die neue Generation alles mitbringt.


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