Zurück
16. September 2018

Tag des Geotops 2018 - Ein gutes Team: Geopark Schwäbische Alb, NABU und Steinbruch Schneider

Tag des Geotops - Tausend Gäste tauchten ab in erdgeschichtliche Vorzeiten

Vorbildliche Teamarbeit, die sich gelohnt hat: Am Tag des Geotops empfingen im Steinbruch Haigerloch/Weildorf das ISTE-Mitgliedsunternehmen Engelbert Schneider GmbH & Co. KG gemeinsam mit dem UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb und dem örtlichen NABU über tausend Gäste aus der näheren und ferneren Umgebung. Sie alle konnten abtauchen in erdgeschichtliche Vorzeiten, die Geologie des Muschelkalks entdecken, Fossilien sammeln und sich gleichzeitig über die Bedeutung solcher mineralischen Rohstoffe für unser modernes Leben informieren.

„Es war für uns ein Abenteuer, aber es hat alles hervorragend geklappt und war eine wunderbare Erfahrung!“ Simone Schneider sprach nicht nur ihrem Mann und der Geschäftsleitung des Schotterwerks aus dem Herzen, sondern auch den anderen Veranstaltern. Mit einem so großen Andrang hatten sie nicht gerechnet. Aber alles war bestens vorbereitet, um Hobby-Geologen wie auch Familien mit Kindern einen interessanten und informativen Sonntag zu gestalten. „Ein klasse Tag!“ resümiert denn auch Geopark-Geschäftsführer Dr. Siegfried Roth.

Zusammen mit seiner Kollegin, der Geologin Iris Bohnacker, führte Roth in die erdgeschichtlichen und naturkundlichen Zusammenhänge des Muschelkalks ein – der Begriff bezeichnet gleichermaßen das Sedimentgestein wie auch die geologische Epoche. „Dieser Steinbruch liegt naturräumlich eigentlich außerhalb des Geoparks, der vor allem vom Jurakalk geprägt wird“, erklärte Roth. Gleichzeitig werde so aber auch die einzigartige geologische Vielfalt des Landes deutlich.

Zu Zeiten des Muschelkalks vor rund 240 Millionen Jahren habe es hier karibische Verhältnisse gegeben. Die ganze Gegend lag am Meer, weite Strecken wurden immer wieder überspült, befanden sich am Meeresgrund. Ammoniten und andere Kopffüßer bevölkerten die See, zu den größeren Meeresbewohnern zählten schwimmende Reptilien. Deren Überreste hätten sich nach und nach abgesetzt und zu Stein verdichtet – man könne sie heute als Fossilien finden: „Solche Steinbrüche sind Schaufenster in die Vergangenheit.“ Siegfried Roth und Iris Bohnacker erklärten die Geschichte anhand solcher Geschichten, bevor sie im Stundentakt bei bestem Wetter durch die Abbaustätte führten. Und in der Tat fand der eine oder andere Besucher ein geologisches Souvenir aus grauer Vorzeit – das Unternehmen hatte Hämmer und weiteres Werkzeug bereitgelegt.

Doch der Steinbruch des Schotterwerks ist nicht nur wegen der versteinerten Pflanzen und Tiere etwas Besonderes. Hier lebt die größte Mehlschwalbenkolonie des Landes in einem natürlichen Habitat. Rund 100 Nester haben die Vögel unter geschützte Überhänge in eine Abbauwand gebaut. Herbert Fuchs vom NABU Haigerloch: „Das ist ein überwältigender Anblick. Diese Wand ist wohl von der Ausrichtung her optimal: Direkte Sonne nur bis etwa 13 Uhr und damit auch im Hochsommer gerade noch erträgliche Temperaturen, und auf dem Grund findet sich überall geeignetes Nistmaterial, sobald es ein wenig geregnet hat.“

Der Naturschützer freute sich nicht nur über diese einzigartige Population, sondern auch über die gute Zusammenarbeit mit dem Unternehmen. Man richte sich beim Abbau des Muschelkalks durchaus nach der Präsenz der Schwalben. Fuchs: „Es ist schön zu erleben, wie gut die Firma Schneider mit dem amtlichen und dem ehrenamtlichen Naturschutz zusammenarbeitet – diese Mehlschwalbenkolonie liegt ihr am Herzen. Ich bin mir sicher, dass die Firma Schneider alles tun wird, deren Weiterbestand zu sichern und ihre Weiterentwicklung zu fördern. Der NABU Haigerloch bietet deshalb im weiteren Verfahren selbstverständlich und gerne seine Kooperation an.“

Dem stimmt Simone Schneider gerne zu: „Unser Steinbruch umfasst etwa 20 Hektar Fläche. Wenn es irgendwie machbar ist, verlegen wir den Abbau in ‚unbewohnte‘ Teile. Unsere Schwalben gehören nämlich dazu!“

Wie NABU und ISTE im Sinne des Naturschutzes und der gleichzeitigen Rohstoffsicherung zusammenarbeiten, zeigen die gemeinsamen Erklärungen, zu denen sich die beiden Verbände und die Gewerkschaft IG BAU vor vielen Jahren schon zusammengefunden haben. Über sie konnten sich die Besucher am Stand des Industrieverbandes informieren.

Hier gab es für die Größeren auch den GeoKoffer zu bestaunen, und für die Kleineren das eine oder andere Pixi-Buch über die Geschichte der Steine. ISTE-Referentin Therasa Platz zollte dem Muschelkalk und seiner langen Geschichte Respekt, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass alle ihn heute als Rohstoff brauchen: „Nicht nur zum Bauen von Häusern und Straßen nutzen wir dieses Material. Auch in Gläsern, chemischen Produkten und sogar in Lebensmitteln findet man Gesteinsmehle wieder. Jeder Baden-Württemberger benötigt statistisch gesehen 1 kg Steine – pro Stunde!“ Informationen, die eher zur moderneren Erdgeschichte gehören…