Neue Zeiten und viele neue Projekte: Tagungen der ISTE-Fachgruppen „Transportbeton“, „Sand und Kies“ und „Naturstein“
Tagungen der ISTE-Fachgruppen „Transportbeton“, „Sand und Kies“ und „Naturstein“
Jahresbilanzen und aktuelle Themen standen im Mittelpunkt der Mitgliederversammlungen der Fachgruppen Transportbeton, Sand und Kies sowie Naturstein im ISTE, welche diese im Rahmen der Jahreshauptversammlung in Stuttgart abhielten. Neuwahlen gab es in diesem Jahr nicht.
Fachgruppe Transportbeton:
Neue Zeiten zeichnen sich ab
Beton wird man auch in Zukunft noch brauchen. Davon zeigte sich Dr. Erwin Kern, Vorsitzender der Fachgruppe Transportbeton, überzeugt. Erst kürzlich hätten die Transportbetontage 2021, in deren Rahmen Kern als Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Transportbetonindustrie bestätigt wurde, unter dem Motto „Neue Zeiten“ gestanden. Dies gelte sicherlich auch mit Blick auf die künftige Bundesregierung. Die Betonbranche jedenfalls sehe gut vorbereitet in eine Zukunft, in der CO2-Zertifikate und Klimafreundliches Wirtschaften große Rollen spielen werden, so Kern.
Dr. Michael Aufrecht, zuständiger ISTE-Referent für die Fachgruppe, gab einen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung des vergangenen Jahres. Mit über 55 Mio. m3 in ganz Deutschland (Baden-Württemberg 709.000 m3) habe der Baustoff Beton noch einmal zugelegt. „Das hat uns alle überrascht“, so Aufrecht. Grund sei das trotz Corona hohe Niveau der Bauinvestitionen gewesen. Außer beim Tief- und Straßenbau seien die Auftragseingänge sehr zufriedenstellend gewesen. Insbesondere der Kampf gegen die Wohnungsnot habe diese Entwicklung getrieben. Aufrecht: „Die Zukunft in der Branche wird geprägt sein durch die Themen Dekarbonisierung, Möglichkeiten des 3D-Drucks von Gebäuden sowie Elektrifizierung von Bau und Transportmaschinen.“
Dr. Olaf Aßbrock, Hauptgeschäftsführer des BTB, nannte die Entwicklung klimaneutralen Betons eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben. Hier gelte es, eine Road Map für den Weg hin zum klimaneutralen Transportbeton zu entwickeln. Für eine bessere Positionierung der Branche gegenüber Öffentlichkeit und Politik habe man das Netzwerk „Nachhaltig. Mineralisch. Bauen“ geschaffen nach dem Vorbild von SolidUNIT in Baden-Württemberg. Hier trete man u.a. für Technologieoffenheit und freien Wettbewerb ein, so Aßbrock.
Gemeinsame Veranstaltung der Fachgruppen "Sand und Kies" und "Naturstein"
In der traditionellen gemeinsamen Veranstaltung der Fachgruppen Sand und Kies sowie Naturstein stellte MIRO-Geschäftsführerin Susanne Funk die Aktivitäten des Bundesverbandes Mineralische Rohstoffe in Berlin vor. Die Kontakte zu Politikern aller Parteien bekämen vor dem Hintergrund der Bundestagswahlen besonderes Gewicht, sagte sie. Dabei müsse man immer wieder feststellen, wie erschreckend gering das Wissen über die Rohstoffbranche bei den Abgeordneten sei. Hier gelte es, Themen zu setzen wie beispielsweise „Versorgungssicherheit“. Genau dazu dienten unter anderem die Filmclips, die der MIRO bei Regisseur Søren Eiko Mielke in Auftrag gegeben hatte. Sie seien inzwischen zweimal ausgezeichnet worden. „Eine tolle Leistung“, so Susanne Funk.
Daniel Schulz, Geschäftsführer der Oberrhein Handels Union GmbH und Co KG (OHU) aus Iffezheim referierte über „E-Commerce und Digitalisierung“ und deren Bedeutung für die Rohstoffbranche. Im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen herrsche bei der Digitalisierung in der Branche noch erheblicher Nachholbedarf. Auch dürfe man die wachsende Bedeutung von elektronischen Handelsplattformen nicht unterschätzen. Es bestehe nicht nur die Gefahr, dass der Handel mit Baustoffen abwandere, sondern dass damit auch wichtige Kundendaten bei den Unternehmen verlorengingen. Es gelte für jedes einzelne Unternehmen, schnell das richtige Maß an Digitalisierung zu finden, erklärte Schulz.
Fachgruppe Sand und Kies:
Auf der Suche nach dem Kies
Unter der Leitung von Michael Peter blickten die Angehörigen der Fachgruppe Sand und Kies vor allem auf drei Forschungsprojekte, welche ISTE- Referentin Daniela Budach vorstellte. So gehe es beim Projekt „Kiesdetektion“ um die nachhaltige Nutzung von Sand und Kieslagerstätten in Baggerseen. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt diene dazu, die gewinnbaren Kiese und Sande unterhalb von Feinsedimentlagen in Baggerseen abzuschätzen.
Das Forschungsvorhaben „Potential mineralischer Feststoffsuspensionen“ widmet sich der nachhaltigen Nutzung von Nebenprodukten mineralischer Stoffströme und soll so zu einer Verbesserung der Ökobilanz von Baustoffen im Gebäudesektor führen. Ein Kick-off Meeting zur Projektvorstellung findet online am 15.10.2021 statt. Nach Auskunft des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) stehen im ersten Schritt vor allem Frischschlämme im Fokus der Untersuchung, so Daniela Budach.
Ein bereits abgeschlossenes Forschungsprojekt beschäftige sich mit dem Einfluss von Flachwasserzonen auf tiefe Baggerseen. Die Ergebnisse der Untersuchungen und Modellierungen der jahreszeitlichen Zirkulation am Beispiel von zwei Baggerseen wurden der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) und dem Institut für Seenforschung (ISF) vorgestellt. Die Investitionen lohnten sich. Der fachliche Austausch führte dazu, dass eine Rückkehr zur einheitlichen Umsetzung des Kies-Leitfadens seitens Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg mit den Landratsämtern kommuniziert wird.
Die Fachgruppe Sand und Kies umfasst derzeit 105 Mitgliedsunternehmen.
Fachgruppe Naturstein:
Informationsoffensive im Internet
Die Fachgruppe Naturstein tagte unter dem Vorsitz von Benedikt Fahrland. Auch hier referierte Daniela Budach als zuständige ISTE-Referentin und berichtete über neue Regelwerke sowie über den aktuellen Stand des Forschungsvorhabens „Neubewertung von AKR-Prüfmethoden“.
Vor allem stellte Sie das Projekt „Natürlich aus Stein“ vor, welches als eigenständige Internetplattform und in den sozialen Medien die Natursteine Baden-Württembergs vorstellen will. Hier ziele man auf die breite Öffentlichkeit, auf Politik und auf Regionalverbände. Es sollten alle Aspekte rund um das Thema Naturstein abgebildet werden - von der Rohstoffgewinnung bis hin zur Folgenutzung von Abbaustätten, erläuterte Budach. Anhand digitaler Karten könnte man sich so schnell über Rohstoffbedarf und Verwendung, über Gewinnung und Gesteinsarten bis hin zur Ausbildungsplätzen informieren.
Benedikt Fahrland bekam mit Blick auf dieses Projekt der Öffentlichkeitsarbeit positives Feedback von Seiten der Fachgruppen-Unternehmen.
Die Fachgruppe Naturstein zählt 92 Mitgliedsunternehmen.