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20. März 2017

Wer sprengt hier eigentlich?

Über ein immer aktuelles Thema informierte der Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg e. V. (ISTE) gemeinsam mit dem Deutschen Sprengverband e.V. und dem Bayerischer Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden e.V. im Haus der Baustoffindustrie in Ostfildern. Spezialisten des Deutschen Sprengverbandes, der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) sowie erfahrene Praktiker der Sprengtechnik informierten praxisnah. „Wir werden heute unter anderem erfahren, was es in Sachen Sprengverfahren und Reduzierung von Erschütterungen Neues gibt“, begrüßte ISTE-Vizepräsident Peter Rombold die rund 80 Teilnehmer. Ein Drittel der Teilnehmer kamen aus der Verwaltung des Landes Baden-Württemberg.

Wer mit Sprengmittel hantiert, muss viele gesetzliche Bestimmungen und Auflagen beachten, die sich immer wieder ändern. Diese neuen Vorschriften bei Gewinnungssprengungen erläuterte Ulrich Matz von der BG RCI. „Wer sprengt hier eigentlich?“, fragte Jürgen Schroer vom Deutschen Sprengverband e.V. (Siegen) zu Beginn seines Vortrags und beleuchtete die Verantwortlichkeiten bei der Durchführung von Sprengungen in der Steine- und Erdenindustrie.  Auf diese Frage lieferte er praxisgerechte Lösungskonzepte.

Danach wurde es technisch. Kai Fischer (ISTE), stellte den Sprengspezialisten Guido Alexander Schmücker (Jenins, Schweiz) vor und übernahm die Moderation. Der Sachverständige für Sprengtechnik informierte über die Neuerungen der dreigeteilten DIN 4150 „Erschütterungen im Bauwesen“. Das Regelwerk für die Erschütterungsmessung erfordert in der betrieblichen Praxis hierbei einen Kompromiss beim Messort. „Man muss die Geschossdecken mit einbeziehen und auch hier messen. Und was kann man nun gegen zu hoch empfundene Sprengerschütterungen und Anliegerbeschwerden tun? Durch Teilen der Ladung kann die Erschütterung reduziert werden. Weitere organisatorische Maßnahmen zur Erschütterungsreduzierung wurden dargestellt. Konflikte mit der Bevölkerung lassen sich auch oft vermeiden, wenn die Erschütterungsdaten zeitnah nach der Sprengung veröffentlicht werden (z.B. auf der Firmen-Homepage).

Erschütterungsreduzierung erreicht man u.a. durch die Änderung der Abbaurichtung, Presplitting oder den Einsatz von GPS bei der Planung und Ausführung der Großbohrlöcher. Über letzteres berichtete der Referent und Sprengberechtigte Jens Rapp, Geschäftsführer der Firma Rapp GmbH, Bohr- und Sprengtechnik (Vaihingen/Enz) direkt aus der Praxis. Beim Bau des Tunnels „Widderstall“, eines der Bauwerke des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm direkt neben der Autobahn 8, sorgte seine Firma beim Einschnitt im Jurakalk der Schwäbischen Alb für die richtige Sprengkraft. „Ohne GPS-Unterstützung wäre das sicher nicht möglich gewesen“, unterstrich Jens Rapp.

Mit praktischen Übungen für die Teilnehmer zur Lademengenberechnung führte Rolf Landmann, tätig in der Geschäftsführung von SSE Deutschland GmbH (Homburg/Saar) und als Leiter des Fachgebiets „Steinbruch“ beim deutschen Sprengverband (Siegen), an das wichtige Thema heran. Zuvor hatte er mit seinem Vortrag zum Erkennen und Bewerten punktueller und linearer Überladungen für Aufmerksamkeit gesorgt. Großes Interesse bestand an seinen Empfehlungen zur Steinflugverhinderung bei Gewinnungssprengungen und die Handlungshilfe für den Sprengberechtigten. Diese wurden vom Deutschen Sprengverband e.V. in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Mineralische Rohstoffe e.V. (MIRO) erarbeitet.

Die Teilnehmer waren sich am Ende der Veranstaltung einig: Das war ein interessantes Programm mit hochkarätigen Referenten aus der Praxis für die Praxis. Fortsetzung folgt.