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5. Mai 2023

ISTE fordert zwölf schwimmende PV-Anlagen pro Jahr auf Baggerseen

Gewaltiges Energiepotenzial geht jeden Tag verloren

In Ostrach (Landkreis Sigmaringen) ist am 5. Mai 2023 beim ISTE-Mitgliedsunternehmen Kies- und Schotterwerke Müller die zweite schwimmende Photovoltaik-Anlage (PV) in Baden-Württemberg eingeweiht worden. Sie folgt auf die erste jemals gebaute PV-Anlage in Deutschland, die 2019 durch die Firma Ossola GmbH in Renchen (Ortenaukreis) in Betrieb genommen wurde. Bei der Einweihung in Ostrach waren unter anderem der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, sowie Vertreter:innen von Landkreis, Verwaltung, Wirtschaft und Politik dabei.

Die PV-Anlage bedeckt den rund 13 ha großen See zu etwa 5 Prozent. Damit generiert sie ca. 800.000 kWh Strom pro Jahr, die zur Hälfte dem Betrieb des Kieswerks und zur Hälfte der Versorgung der umliegenden Bevölkerung dient. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 4.000 kWh pro Jahr und Haushalt kann diese Anlage damit ungerechnet 200 Familien mit Strom versorgen. Sie wurde innerhalb von 14 Tagen aufgebaut.

Gesetzgeber begrenzt schwimmende PV-Anlagen trotz großer Chancen und Vorteile 

Bei der Veranstaltung fragte Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands Steine und Erden Baden-Württemberg e.V. nach den Gründen, wieso nicht mehr dieser Anlagen gebaut würden. In seiner Antwort verweist er auf die hohen bürokratischen Hürden: „Unsere Mitgliedsunternehmen haben die Pläne für schwimmende Photovoltaikanlagen in der Schublade. Wer sie nicht nutzt, sind die Politik und die Verwaltungen in unserem Land. Ganz im Gegenteil: Der Gesetzgeber begrenzt sie noch auf ein Minimum.“

Grund für die Begrenzung liegt im sogenannten „Osterpaket“ des Bundeswirtschaftsministeriums, das vom Bundestag im vergangenen Jahr verabschiedet wurde. Dieses sieht eine Begrenzung von schwimmenden PV-Anlagen von 15 Prozent der Seefläche bei einem Uferabstand von 40 Metern vor – trotz der vielen Chancen und Vorteile, die diese PV-Anlagen mit sich bringen.

Sie zeichnen sich insbesondere durch folgende Vorteile aus:

  • Keine Flächenkonkurrenz mit anderen Nutzungen. Die Seen gibt es bereits.
  • Sie sind aufgrund der Kühlung durch den See 15 Prozent effizienter als Landanlagen.
  • Sie wirken sich günstig gegen Eutrophierung und Überhitzung der Seen durch Energieentzug aus.
  • Schneller modularer Aufbau großer Anlagen möglich.
  • Hohe Akzeptanz in der Bevölkerung.

Auch Umweltverbände wie der BUND und der Nabu fordern sehr große PV-Anteile bei gleichzeitigem Monitoring – etwas, das vom Bundeswirtschaftsministerium nicht erlaubt wird. Denn auch Anlagen wie auf dem Stürmlinger See bei Durmersheim (Landkreis Rastatt), die zu Forschungszwecken größer gebaut werden sollen, erteilt das Ministerium eine Absage. Obwohl es Ländern wie Frankreich und den Niederlanden bereits flächenmäßig sehr große PV-Anlagen gibt.

ISTE fordert zwölf Anlagen pro Jahr bis 2030

Dass das Potenzial für schwimmende PV-Anlagen enorm ist, hat das Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) ermittelt. Von den 650 Baggerseen in Baden-Württemberg hält das Institut 75 als „geeignet“ oder „bedingt geeignet“. Das ergibt eine Fläche von etwa 1.000 ha. Auf ihnen könnte 1 GWPeak Strom produziert werden.

Um dieses Potenzial bis 2030 zu erreichen, müsse jeder der acht Landkreise, auf denen sich Baggerseen befinden, statistisch gesehen pro Jahr nur 1,5 schwimmenden Solarkraftwerke genehmigen, berechnet Thomas Beißwenger und fordert von der Landesregierung und ihrer Verwaltungen mehr Mut, Entschlossenheit und Tatkraft, um das umzusetzen: „Wir fordern jährlich zwölf Genehmigungen für PV-Anlagen auf unseren Baggerseen. Denn wir müssen beginnen, unsere Stromversorgung lokal zu denken. Nur so schaffen wir die Energiewende“, so Thomas Beißwenger und führt an: „Die vor uns liegenden Aufgaben sind gewaltig und jeder muss in seinem Verantwortungsbereich sein Bestes geben, damit die Energiewende gelingt. Unsere Mitgliedsunternehmen möchten das. Lassen wir sie es auch machen!“

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