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27. Oktober 2017

Seelilien und Saurier aus der Trias Süd-Chinas – Fossillagerstätten von Welterbe-Bedeutung

Erzähle mir die Vergangenheit und ich werde die Zukunft erkennen. Die Begrüßungsworte des chinesischen Philosophen Konfuzius gesprochen von Bürgermeister Bauer konnten, bezogen auf den Referenten Herrn Dr. h.c. Hans Hagdorn anlässlich des Alberti Vortrages 2017, trefflicher nicht sein. Über Seelilien und Saurier aus der Trias Süd-Chinas – Fossillagerstätten von Welterbe-Bedeutung wusste vor heimischer Kulisse das Ehrenmitglied der Paläontologischen Gesellschaft und Träger der Ehrendoktorwürde, Herr Hans Hagdorn, einen spannenden und für die interessierten Besucher kurzweiligen Vortrag zu halten.

Vor 15 Jahren folgte, so Michael Bauer, der Referent der Einladung in einem chinesisch-deutschen Forschungsprojekt mitzuwirken, um sozusagen am anderen Ende des Tethys-Ozeans, aus dem ja auch unser hei¬mischer Muschelkalk hervorgegangen ist, triaszeitliche Lebewelten zu erforschen, insbesondere auf seinem Spezialgebiet der Seelilien, aber auch der Saurier aus der Trias.

Wie auch das Hohenloher Land sind weite Teile Südwest-Chinas Trias-Land, nämlich die Provinzen Guizhou und Yunnan. Das heißt, die dort an der Oberfläche liegenden Gesteine sind zu Beginn des Erdmittelalters, in der erdgeschichtlichen Periode der Trias entstanden, als bei uns Muschelkalk und Keuper abgelagert wurden.
Allerdings lag Süd-China am anderen Ende des Tethys-Ozeans.

Seit der Öffnung Chinas hat die Erforschung dieser Gesteine und ihres Fossilinhalts enorme Fortschritte gemacht. Herr Dr. Hagdorn ist seit 15 Jahren an der Erforschung triaszeitlicher Plattenkalke und Schwarzschiefer Südwest-Chinas beteiligt. Im Vortrag berichtete er über die spektakulären Seelilien, die mit ihren bis über zehn Meter langen Stielen an Treibholz angeheftet durch den Tethys-Ozean trifteten, über die Nahrungskette von Kleinkrebsen bis zum Alpha-Beutegreifer Nothosaurus, von Pflasterzahnechsen, Giraffenhalssauriern und den ältesten Meeresschildkröten. Von vielen dieser Tiere kennt man auch aus dem hier vorkommenden Muschelkalk und Lettenkeuper fossile Reste, doch sind die chinesischen Funde im Schiefer der "Konservatlagerstätten" meist vollständiger erhalten, so dass sich das Bild von den ehemaligen Lebensgemeinschaften klarer abzeichnet.

In China hat die Erforschung der fossilen Schätze des Landes einen außerordentlichen Stellenwert und es fließen internationales Expertenwissen und erhebliche finanzielle Mittel in wissenschaftliche Bearbeitung, Erschließung und museale Präsentation der Funde.
Vier solche Lagerstätten von Muschelkalk- und Keuper-Alter aus Südwest-China mit ihrem Fossilinhalt stellte der Referent vor. Eine davon liegt im Guanling-County, mit dem der Hohenlohekreis partner-schaftlich verbunden ist. Auf einem abgetragenen Berg, dem "Hügel, wo der Drache schläft", so die Übersetzung, hat man dort ein Museum errichtet, das die Fossilschätze an Ort und Stelle zeigt.

Zum Schluss berichtete Herr Dr. Hagdorn über die Bestrebungen, für die vier Fossillagerstätten den Status UNESCO-Weltnaturerbe zu erreichen und die Chancen, die diesem Ziel gegeben werden. Mit einem bebilderten und gut verständlichen visualisierten Vortrag belegte er das enorme touristische Potenzial der Gegend mit spektakulären Karst-Landschaften, Höhlen, Wasserfällen und bunter Minderheiten-Folklore, das auf Entdeckung durch den westlichen Tourismus wartet.

Den wissenschaftlichen Abend, mit einem keine Fragen offenlassenden und mit langem Applaus gewür-digten spannenden Vortrag, dem sich der Dank durch Bürgermeister und Stellvertretenden Vorsitzenden der Friedrich von Alberti-Stiftung Bauer mit einem Wein- und Blumenpräsent für den Referenten und Gattin anschloss, rundete ein Stehempfang ab.