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17. Mai 2018

JHV 2018 des ISTE in Ulm - gute Bilanz und Warnung vor künftigen Engpässen

Rohstoffwirtschaft mit vollen Auftragsbücher und Beschaffungsproblemen

Nicht wie üblich nach Konstanz oder nach Baden-Baden, sondern ins oberschwäbische Ulm hat der ISTE 2018 zu seiner Jahreshauptversammlung geladen – weit über 100 Unternehmerinnen und Unternehmer kamen ins Hotel Maritim. Die Grundstimmung in der Rotunde des Kepler-Saals war ausgezeichnet: die Rohstoffwirtschaft hat derzeit volle Auftragsbücher, kämpft aber mit Beschaffungsproblemen. Trotz der guten Bilanz warnte man vor künftigen Engpässen.

So entspreche die Akzeptanz für die Gewinnung mineralischer Rohstoffe auf Seiten der Bevölkerung in keiner Weise dem Rohstoffbedarf eben dieser Bevölkerung. Es sei deshalb noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten – dieses kritische Fazit zog die Verbandsführung, an der Spitze ISTE-Präsident Peter Röhm. Dem versuche der Verband zu begegnen, und gerade diese intensive Kommunikationsarbeit trage zu seiner Attraktivität bei. Immerhin könne man eine ganze Reihe von Neueintritten verbuchen: der ISTE zähle inzwischen 364 Mitglieder – das mache ihn stark.

Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch begrüßte die Unternehmerinnen und Unternehmer in seiner Stadt. Er beschrieb die zahlreichen und manchmal tiefgreifenden Baumaßnahmen und Investitionen und versäumte nicht, die dahinterstehende Politik zu erläutern: „Die Infrastruktur einer Stadt muss funktionieren!“ Besonders die zukünftige Mobilität sei ein Thema, mit dem sich Ulm intensiv auseinandersetze.

Botschaften des ISTE bei der Politik angekommen

Als politischen Hauptredner hatte der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband in diesem Jahr den Vorsitzenden der Grünen-Fraktion im Stuttgarter Landtag, Andreas Schwarz, eingeladen. Schwarz bescheinigte dem ISTE vorbildliches Handeln und Arbeiten, nicht zuletzt wegen dessen Partnerschaft mit dem NABU, die beide Verbände seit nunmehr fast 20 Jahren pflegen: „Sie haben die Gräben zwischen Naturschutz und Industrie zugeschüttet!“ Er lobte die jüngste gemeinsame Erklärung zur Rohstoffstrategie, welche die Landesregierung derzeit erarbeitet: „Uns Politikern macht dieses Papier Vieles einfacher.“ Die Rohstoffstrategie werde für mehr Planungssicherheit bei Unternehmen und Kommunen führen und solle die Akzeptanz der Rohstoffgewinnung in der Öffentlichkeit erhöhen. Schwarz plädierte in diesem Zusammenhang für eine möglichst frühzeitige Bürgerbeteiligung bei Erweiterungen und bei Neuaufschlüssen.

Schwarz zeigte in seinem Vortrag, dass er wesentliche Botschaften des ISTE durchaus verstanden hat: „Baden-Württemberg ist ein steinreiches Land!“ Diese Feststellung sei keineswegs allgemeines Wissen in der Landeshauptstadt. Weit über 70 Prozent der im Land verbrauchten Rohstoffe stammen nämlich aus Baden-Württemberg – sie werden regional gewonnen und umweltfreundlich über nur kurze Strecken zu den Verbrauchern transportiert.

Frühzeitig Konfliktlösungen entwickeln

Die soziale Akzeptanz der Rohstoffgewinnung war das Thema des wissenschaftlichen Hauptredners: Prof. Dr. Dr. Olaf Kühne, Chef der Arbeitsgruppe Stadt- und Regionalentwicklung an der Uni Tübingen. Er stellte eine empirische Studie vor, welche die Konfliktpotentiale zwischen der Rohstoffindustrie und der Öffentlichkeit sowie die Lösungsmöglichkeiten untersucht: „Konflikte in einer Gesellschaft muss man als normal begreifen.“ Nicht immer könne es am Ende zu einem Konsens kommen zwischen den Beteiligten. Kühne: „Insbesondere die Politik muss ihrer Aufgabe nachkommen und mutig Entscheidungen treffen. Konflikte fallen nicht vom Himmel – die bauen sich auf!“ Deshalb sei es wichtig, möglichst frühzeitig den Dialog zu suchen sowie Vermeidungs- und Lösungsstrategien zu entwickeln.

Hauptgeschäftsführer Thomas Beißwenger zog eine rundherum positive Bilanz der Aktivitäten seines Teams in Ostfildern. „Unsere Branche hat kein Absatzproblem, sondern ein Beschaffungsproblem“, sagte er. Er stellte die Arbeit des ISTE in den unterschiedlichsten Bereichen vor: Rohstoffpolitik und Rohstoffsicherung, Technik und Normung, Umwelt- und Naturschutzpolitik sowie die Mantelverordnung waren nur einige Stichworte. Breiten Raum nahm die verbandliche Öffentlichkeitsarbeit ein. Besonderes Gewicht komme der vom Land für das laufende Jahr noch angekündigten Rohstoffstrategie zu. Hier sei der ISTE ausgesprochen aktiv.

Breiten Raum nahm die Bilanz der Öffentlichkeitsarbeit des ISTE ein. Beißwenger ließ die Highlights des vergangenen Jahres Revue passieren: die Stallwächterparty in Berlin, auf der sich der Verband bereits zum dritten Mal präsentierte, und die Steinschmecker-Woche, der eine Soirée für geladene Gäste vorausging: „Bei diesem parlamentarischen Abend haben wir 40 Abgeordnete begrüßen können – so etwas gab es noch nie!“

Förderungen des ISTE für Partner wie den Geopark Schwäbische Alb oder die Bionik-Ausstellung im Stuttgarter Schloss Rosenstein fanden ebenso Zustimmung wie das Verbandsengagement auf den verschiedenen Landesparteitagen oder bei regionalen und firmenbezogenen Veranstaltungen.

Die Mitglieder dankten es mit der Freigabe des nötigen Budgets für das nächste Geschäftsjahr, und Präsident Röhm mit der Bemerkung: „Ich bin stolz, so einem Verband vorstehen zu dürfen!“ Ein rundherum verdientes Lob an das ganze ISTE-Team.