Fleisch, Fisch und Wein aus heimischen Abbaustätten lockte Feinschmecker
Es war ein kulinarisches Experiment, und es scheint gelungen zu sein:
Mit der „Steinschmeckerwoche“ betraten sowohl der Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE) als auch das Stuttgarter Landtagsrestaurant Plenum Neuland. Eine gute Woche lang bot das renommierte Restaurant im Gebäude des baden-württembergischen Parlaments Köstlichkeiten an, die ihren Ursprung in Abbaustätten des Landes hatten – unter anderem Rind, Hirsch, Lamm, Fisch und Wein. Die Steine, Sand und Kies fördernden Unternehmen wollten mit diesem ungewöhnlichen Angebot sowohl auf ihre Tätigkeit, dann aber auch auf ihr besonderes Verhältnis zu natur- und umweltverträglichem Abbau aufmerksam machen und zeigen:
Nachhaltigkeit schmeckt!
„Die Gäste im Plenum haben die Steinschmeckerwoche durchweg positiv erlebt und kommentiert!“ Alexander Schmier, Veranstaltungsleiter des Stuttgarter Restaurants, zieht nach acht Tagen eines ganz besonderen Angebots an Speisen ein zufriedenes Fazit. „Eigentlich liefen alle Gerichte gut; besondere ‚Renner‘ aber waren als Vorspeisen die marinierten Baggersee-Lachsforellen und die Ziegenkäse-Crème-Brulée. Als Hauptgang war der rosa gebratene Rücken vom Hirsch besonders beliebt, und als Dessert die Tarte von Buttermilch und Ziegenfrischkäse-Mousse.“ Alles gezaubert von Küchenchef Benjamin Widmann und seinem Team.
„Was im Plenum auf die Teller kam, ist besser als Bio!“ ISTE-Hauptgeschäftsführer Thomas Beißwenger zeigt sich ebenfalls hochzufrieden, dass die nicht unkomplizierte Steinschmeckerwoche so gut gelungen ist. „Die Mitgliedsunternehmen unseres Verbandes sind Spezialisten, wenn es um große Mengen von Gesteinen, Sand oder Kies geht. Aber kleine Mengen wertvollster, auf ihren Betriebsgeländen erzeugter Lebensmittel koordiniert anzubieten, das war für sie eine besondere Herausforderung.“ Zwar habe man beim ISTE in den vergangenen drei Jahren schon Erfahrungen sammeln können durch die Präsenz auf der Stallwächterparty, dem Sommerfest der baden-württembergischen Landesregierung in deren Vertretung in Berlin. Ein Restaurant mit ausgewählten Stücken zu versorgen, sei aber noch einmal etwas Anderes. Beißwenger: „Trotzdem – wir wollten uns auch der breiten Öffentlichkeit vorstellen als Unternehmen, die wertvolle Rohstoffe fördern, ihre Gewinnungsstätten später verantwortungsvoll rekultivieren oder renaturieren und die Nachhaltigkeit leben!“
Für die Gäste des Plenums dokumentierte der ISTE während der Steinschmeckerwoche die Rollen und Funktion seiner Unternehmen mit einem informativen Flyer. Für die geladenen Gäste der Auftakt-Soirée hatte man zudem etwas Besonderes vorbereitet: Eine gemeinsame Erklärung zur geplanten Rohstoffstrategie des Landes, an diesem Abend unterzeichnet vom Vorsitzenden des NABU-Landesverbandes Baden-Württemberg, Johannes Enssle, und dem Präsidenten des ISTE, Peter Röhm. In ihr formulieren die beiden Verbände gemeinsame Ziele einer umwelt- und naturverträglichen Versorgung mit mineralischen Rohstoffen, die sowohl dem Bedarf und der Versorgungssicherheit der Bevölkerung gerecht wird, gleichzeitig aber auch den Natur- und Artenschutz befördert.
Beide Organisationen arbeiten partnerschaftlich zusammen seit 2000. Die Erklärung mit dem Titel „Vorschläge für eine nachhaltige Nutzung und Entwicklung von Rohstoffgewinnungsstätten im Rahmen der Rohstoffstrategie des Landes Baden-Württemberg“ wurde inzwischen dem baden-württembergischen Umweltminister Franz Untersteller persönlich übergeben.
Immerhin waren über 30 Abgeordnete des baden-württembergischen Landtages zur Steinschmecker-Soirée erschienen, unter anderem die Parlamentspräsidentin Mutherem Aras (Grüne). Sie sagte deutlich an die Adresse der ISTE-Unternehmen: „Mir schmeckt Ihre Grundhaltung, Ihre Offenheit!“ Die Kombination „Steine und Kulinarik“ sei in ihren Augen absolut folgerichtig, wenn sie an die Nachnutzungen von Abbaustätten denke. Auch die Liebe zur Natur könne durch den Magen gehen…
Sie und ihre Kolleg*innen aus dem Parlament nutzten die Gelegenheit zum Austausch und zum Genuss. Die Rohstoffsicherung und die nachhaltige Folgenutzung von Gewinnungsstätten stand auch im Mittelpunkt des Gesprächs mit den Fraktionsvorsitzenden der im Stuttgarter Landtag vertretenen Parteien.
Auch für das gastronomische Team um Plenum-Küchenchef Benjamin Widmann stellten sowohl Steinschmecker-Soirée als auch Steinschmeckerwoche eine Herausforderung dar. Widmann: „Dies alles war für uns etwas ganz Besonderes. Einmal, weil es sich um Fleisch von freilebenden Tieren handelt und nicht aus Massenzucht. Dieses Fleisch ist kräftiger, und ein Koch muss sich überlegen, wie er es zart bekommt. Dann aber auch, weil wir genau rechnen und kalkulieren mussten – wir hatten nur begrenzte Mengen zur Verfügung. Das alles machte großen Spaß!“
Spaß machte es auch den Lieferanten, die jetzt nicht mineralische, sondern kulinarische Rohstoffe beisteuerten: Jochen Sämann aus Mühlacker, dessen Unternehmen Lammfleisch und Honig lieferte; Hans-Georg Kraut von HeidelbergCement, von dessen Urzeitweide das Fleisch der Taurusrinder stammt; Sabine Schädle von Holcim Süddeutschland, auf dessen „öden Flusslandschaften“ Schafe und Ziegen grasen; Peter Röhm, dessen ehemalige Kiesabbaustätte bei Baltringen eine Herde Karpatenhirsche beherbergt; verschiedene Unternehmen am Oberrhein, aus dessen Baggerseen die Fische kamen; Yves Muller vom Weingut Kalkwerk Istein, der in seinen Kellern die guten Tropfen des Abends komponierte…
ISTE-Präsident Peter Röhm spart nicht mit Lob für die Produkte, die während der Steinschmeckerwoche auf die Teller kamen. Sie sollten natürlich Mägen und Herzen öffnen für (s)eine Industrie, welche viele in der einen oder anderen Weise erleben, deren Produkte aber alle brauchen und deren Hintergründe die wenigsten kennen: „Unsere Industrie, die Steine- und Erden-Industrie, wird selten von der Bevölkerung wahrgenommen. Und wenn, dann ist diese Wahrnehmung mit Belästigungen verbunden, wenn im Steinbruch gesprengt werden muss oder der staubige LKW vor einem fährt. Aber mindestens so staubig wie der Laster ist dieses veraltete Bild in den Köpfen vieler Menschen.“ Röhm beschreibt es kurz und knapp: Jeder Baden-Württemberger (ver)braucht 1 Kilogramm Steine, Sand und Kies, für die verschiedensten Zwecke – pro Stunde! Das bewusst zu machen und Verständnis zu wecken für diese Branche und die in ihr arbeitenden Menschen – dazu sei die gesamte Steinschmeckerwoche gedacht gewesen.