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14. September 2019

Exkursion der besonderen Art zum Kriegersee und ins Kieswerk bei Rheinmünster

Neue Einblicke rund um Kies und Sand

Strahlende Sonne, funkelndes Wasser im See, sich wärmende Eidechsen - Wetter und Atmosphäre hätten nicht besser sein können, als jetzt zwei Dutzend angehende Landschaftsführer das Kieswerk Krieger in Rheinmünster besuchten und sich über Erdgeschichtliches und Lebenspraktisches informierten. Ihrerseits ließen sie sich von Dr. Andreas Megerle durch Geschichte und Geschichten führen. Der erfahrene Umweltdidaktiker und Ausbilder von Guides im ganzen Südwesten hatte ein inhaltlich reichhaltiges Info-Paket geschnürt – darin enthalten: Erd-, Vegetations- und Landschaftsgeschichte.

Es ging um Wissen, aber auch um Vergnügen, denn schließlich sollen die angehenden Pamina-Guides ja ein Stück Faszination weitervermitteln an ihre Gäste, die sie bald durch die Südpfalz, Baden und das Elsass begleiten. So hörte man auch den einen oder anderen französischen Sprachbrocken in der Gruppe. Für die allermeisten stellte dieser Besuch in einem Kieswerk eine Premiere dar. Was wiederum erstaunt, denn der Abbau von Sand und Kies gehört am Oberrhein seit langer Zeit zur industriellen Tätigkeit.

Andreas Megerle von Erlebnis Südwest machte das auch sofort klar: Dass Kies wertvoll sei, hätten bereits die Räuberbanden vergangener Jahrhunderte gewusst, die sich untereinander über ihre Tarnsprache „Rotwelsch“ verständigten. „Kies“ war ihr Tarnname für Geld. Und dass Kies nach wie vor wertvoll ist, konnte Firmenchef Michael Krieger bestätigen. Seit den sechziger Jahren baut sein Familienunternehmen hier den begehrten Rohstoff ab – „Kriegersee“ heißt denn auch dieses 85 ha große künstliche Gewässer direkt am Rhein und somit an der deutsch-französischen Grenze.

10 Mitarbeiter gewinnen hier mittels eines großen Saugbaggers aus bis zu 42 m Tiefe Kies und Sand. Im Kieswerk entstehen daraus durch Sieben und Brechen Zuschlagstoffe für die Beton- und Asphaltherstellung – die Gäste konnten sich bei einer detaillierten Werksführung von den einzelnen Herstellungsschritten überzeugen. Materialien, die für unser modernes Leben unersetzlich sind, um deren Bedeutung allerdings nicht jedermann weiß. Um dieses Wissen herzustellen und zu fördern, engagiert sich der Unternehmenschef bei KIWI-Oberrhein, der Initiative „Kieswirtschaft im Dialog“.

Solche Kenntnisse lassen sich am besten nicht nur über den Kopf, sondern mit allen Sinnen vermitteln. Deshalb lud Andreas Megerle seine Gäste auch gleich ein, sich sportlich zu betätigen und ein sogenanntes Haufwerk zu erklimmen – gar nicht so einfach, gut zehn Meter Höhe auf dem nachrutschenden Material zu schaffen. Aber: man durfte einander helfen. „Teambuilding“ nennt man das wohl.

Teamarbeit heißt auch die Devise in diesem Kieswerk. Trotz aller Automation und Elektronik kommt es nach wie vor auf den Zusammenhalt und auf die Aufmerksamkeit der einzelnen Kolleginnen und Kollegen an, wie Bernd Köllreutter erläuterte, Technischer Leiter bei Krieger. Er stellte einem Teil der Gruppe die Siebanlagen vor, in denen die einzelnen Sortierungen nach Größe getrennt werden. Derweil schipperte Betriebsleiter Marcel Nagel die anderen Gäste quer über den See zum Saugbagger, der vom Grund des Gewässers den Kies und Sand nach oben befördert. Über ein kilometerlanges Laufband wird das Material anschließend an Land geschafft.

Diesen Baggersee teile sich das Unternehmen übrigens mit Freizeitsportlern wie Surfern und Seglern sowie mit Anglern, erklärte Firmenchef Michael Krieger. Das klappe seit Jahrzehnten problemlos – man achte aufeinander und respektiere die Grenzen. Nur Auswärtige schlügen manchmal über die Stränge und vergnügten sich auf dem Industriegelände, die dort lauernden Gefahren aus Unwissenheit oder Absicht ignorierend.

Einen Ausflug in die Erdgeschichte unternahm Andreas Megerle. Er blickte weit zurück und erklärte, wie aus den Felsen der Alpen nach und nach Kiese und Sande wurden, die heute als Bodenschätze gewonnen werden. Und manch einer staunte nicht schlecht, als sich die einzelnen Kiesel durchaus als Individuen herausstellten – die verschiedensten Gesteinsarten vom Sandstein bis zum Quarz geben sich in den Haufwerken ein Stelldichein. Der Salzsäuretest half bei der Identifikation.

Und dann war da ja auch noch der Baggersee als Lebensraum für so manche inzwischen selten gewordene Pflanzen- oder Tierart. Mit Lupendose und Kescher untersuchten die angehenden Guides, was hier an diesem Baggersee so alles kreucht und fleucht. Das Fazit: dieses künstliche Gewässer ist eine Gewinnungsstätte, aber gleichzeitig auch ist ein Biotop und damit ein Beitrag zum Artenschutz.

Für so manchen bot dieser Tag im Kieswerk Krieger wohl neue Einblicke. Vielleicht auch neue Einsichten? Diese erste Gruppe von Touren- und Landschaftsführern soll jedenfalls nicht die letzte sein, welche die Kiesgewinnung am Oberrhein von Nahem kennenlernen kann. Dafür will man bei KIWI sorgen.