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17. Januar 2022

Politischer Winterdialog des ISTE: Rohstoffgewinnung und Klimaschutz brauchen umfassende Dialoge

Politischer Winterdialog des ISTE: Rohstoffgewinnung und Klimaschutz brauchen umfassende Dialoge

Staatssekretär Dr. Andre Baumann kündigt Rohstofftag des Landes für 2022 an

Es wurde ein fachlicher und kein gesellschaftlicher Auftakt zu Beginn des neuen Jahres. Als eigentlich die Winterarbeitstagung des Industrieverbandes Steine und Erden Baden-Württemberg (ISTE) im österreichischen Telfs hätte stattfinden sollen, reichte es coronabedingt „nur“ zu einem politischen Winterdialog per Videokonferenz. Trotzdem hatten sich deutlich mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den ISTE-Mitgliedsunternehmen, aber auch aus Verwaltung und Politik zugeschaltet. „Ein kleiner Ersatz für die WITA“, meinte denn auch ISTE-Hauptgeschäftsführer Thomas Beißwenger bei seiner Begrüßung.

Trotz der durch die Pandemie erzwungenen Ferne ließen sich jedoch Sympathie und Nähe spüren. Dies nicht zuletzt durch den neuen Image-Film des ISTE. In dem Zweiminüter beschreibt Regisseur Søren Eiko Mielke genauso informativ wie rasant und unterhaltsam, was der Industrieverband macht und was ihn ausmacht.

Dies ist an vorderster Stelle die Bereitschaft zum Dialog mit allen an der Rohstoffgewinnung Beteiligten. ISTE-Vizepräsident Oliver Mohr freute sich, als Ehrengast und Keynote-Speaker den Staatssekretär im baden-württembergischen Umweltministerium, Dr. Andre Baumann MdL, begrüßen zu können. Dieser ist über viele Jahre und in den verschiedensten Funktionen langjähriger Wegbegleiter des Industrieverbandes und kennt dessen Engagement bestens.

In seiner Funktion als Regierungspolitiker stellte Baumann insbesondere das Rohstoffsicherungskonzept des Landes vor. Er nannte es ein gelungenes Kompromisspapier, an dem viele Akteure mitgearbeitet hätten und in dem sie sich wiederfinden könnten. In diesem Zusammenhang dankte er auch dem ISTE für dessen Kooperation. Das Konzept fuße auf vier Säulen, welche gleichermaßen bedeutungsvoll seien: Ressourceneffizienz durch Recycling und Substitution, nachhaltige Sicherung von Rohstoffen, nachhaltige und ressourcenschonende Rohstoffgewinnung sowie Kooperation und Kommunikation auf allen Ebenen.

Baumann kündigte die Neuauflage eines Rohstofftages des Landes für die zweite Hälfte 2022 an. Dieser werde ab sofort von den zuständigen Ministerien vorbereitet. Wichtige seien als Ziele dieser Großveranstaltung Verfahrenstransparenz und Akzeptanz, um sowohl bei der Errichtung von Anlagen der erneuerbaren Energien als auch bei der Rohstoffgewinnung Widerstände in der Bevölkerung abzubauen.

Die Bedeutung von Aufklärung und Gesprächen in allen möglichen Formen zog sich wie ein roter Faden durch diesen Winterdialog. So erläuterte die Vorsitzende des ISTE-Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit, Sabine Schädle, die Initiativen des Verbandes und die gemachten Erfahrungen. Dialog mit der Bevölkerung, Nachwuchswerbung, Wissensvermittlung – dies seien wichtige Voraussetzungen für eine langfristige Rohstoffgewinnung. Der ISTE könne gute Beispiele für gelungene Öffentlichkeitsarbeit vorweisen. Dazu gehöre neben einem umfassenden Netzwerk auch das GeoMobil, welches von Mitgliedsunternehmen und bei Veranstaltungen des Verbandes immer wieder zum Einsatz komme. Schädle: „Unser wichtigster Rohstoff ist Vertrauen!“

Der Kommunikationsspezialist Dr. Piet Sellke (adribo) erläuterte die Funktion und die Tätigkeit des Dialogbeirates im Industrieverband. Hier fänden sich alle an der Rohstoffgewinnung Beteiligten und von ihr Betroffenen wieder - Unternehmen genauso wie Verwaltung, Bürgerinnen und Bürger ebenso wie Wissenschaft und Naturschutz. Ein erfolgreicher Dialog könne nur auf Augenhöhe und mit Respekt geführt werden. „Er muss vor allem multiperspektivisch sein und sollte regelmäßig stattfinden“, erläuterte Selke. „Konflikte lassen sich nur durch Kompromisse lösen.“

Andreas Markowsky, Geschäftsführer der Ökostromgruppe Freiburg, schilderte seine Erfahrungen bei der Verwirklichung von Projekten der erneuerbarer Energien. „Die Genehmigungssituation für Windkraft und Solaranlagen in Baden-Württemberg ist verheerend“, sagte er und beklagte mangelnde Entscheidungsfreude auf Seiten mancher Verwaltungen. Hier müsse sich die Politik gegen die Bürokratie durchsetzen. Markowsky hofft in dieser Hinsicht auf die neue Bundesregierung und betonte: „Für die Verwirklichung der Energiewende brauchen wir mineralische Rohstoffe. Dazu sollte man sich auch deutlich bekennen.“

Insgesamt ein politischer Winterdialog der deutlichen Worte, resümierte ISTE-Vizepräsident Oliver Mohr. Sicherlich kein Ersatz für eine Winterarbeitstagung, aber bestimmt ein lohnender Termin zum Auftakt des neuen Jahres.