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18. Oktober 2016

13. Technik-Tag der Schotterindustrie

Baustoffe aus Muschelkalk in Theorie und Praxis

Technische Regelwerke für Gesteinskörnungen und Baustoffe gibt es viele, die sich auch noch oft und schnell ändern. Um hier wieder auf dem neuesten Stand zu sein, folgten rund 60 Interessierte der Einladung des Industrieverbandes Steine und Erden und des Güteschutzes Naturstein Baden-Württemberg zu der gemeinsamen Fortbildungsveranstaltung mit anschließender Exkursion ins Schotterwerk der Firma Gebr. Heinz Schotterwerke GmbH & Co. KG.

„Regelmäßige Schulung und Fortbildung ist für alle Baubeteiligten notwendig. Die heutige Veranstaltung leistet ihren Beitrag dazu, bei der die Produkte aus Naturstein für den Straßenbau im Mittelpunkt stehen“, begrüßte Peter Rombold, Vorsitzender der Fachgruppe Naturstein im Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg e.V. und Güteschutz Naturstein Baden-Württemberg e.V. (Ostfildern) die Gäste in der ungewöhnlichen Örtlichkeit - einem Pilgerheim. Das Pilgerheim ist eine Station am Jakobsweg, in der Pilger übernachten können aber auch für größere Veranstaltungen gemietet werden kann. Alexander Joos, Geschäftsführer des Kooperationspartners Gebr. Heinz Schotterwerke GmbH & Co. KG skizzierte das Unternehmen, das drei Natursteinwerke betreibt. In Sonnenbühl wird Jurakalk, in Frommenhausen und dem nahe gelegenen Bietenhausen wird Muschelkalk abgebaut. „Wir haben bewusst in unseren größten und vielleicht auch geologisch interessantesten Standort Frommenhausen eingeladen“, machte Joos neugierig auf den Praxis-Teil.

Als unabhängiger Fremdüberwacher kennt Diplom-Geologe Matthias Jumpertz vom Institut für Materialprüfung Dr. Schellenberg Rottweil GmbH (IFM) seit vielen Jahren die Standorte des Unternehmens. Er referierte im ersten Fachvortrag zum Thema „Schichten ohne Bindemittel im Straßenbau“ sowie „Anmerkungen zu Fluss- und Wasserbausteinen“. „Die Regelwerke werden immer mehr und komplizierter. Damit müssen alle Beteiligten am Bau erst mal klar kommen“, so Jumpertz.

Er erläuterte, was von der Ausschreibung bis zum Einbau von Schottermaterial beachtet werden muss. Wer Schichten ohne Bindemittel vertreibt, muss ein System zur werkseigenen Produktionskontrolle einrichten, hinzukommt eine Fremdüberwachung durch eine anerkannte RAP-Stra-Prüfstelle, wie zum Beispiel das Institut für Materialprüfung Dr. Schellenberg in Rottweil. Weiter ging‘s mit Anforderungen sowie jeder Menge Definitionen, Abkürzungen und Bezeichnungen. Jumpertz zeigte Beispiele für sachgerechte und unsachgemäße Ausschreibungen im Vergleich auf. Auf den optimalen Wassergehalt achten, Entmischung vermeiden und nicht lange offen liegen lassen, das sind einige der Punkte, die man aus Qualitätsgründen beim Einbau von Schichten ohne Bindemittel beachten sollte. Abschließend stellte er die gängigsten Labor- und Feldversuche, wie das Ballonverfahren oder den Lastplattendruckversuch, dar.

Auch für Wasser-, Bruch- und Mauersteine gelten Regelwerke, die Jumpertz in einem zusätzlichen Vortrag aufzeigte, um sich danach mit der genauen Begriffsdefinition dieser Steine, ihren geometrischen und physikalischen Anforderungen auseinanderzusetzen. Weiterhin kam er auf Steine außerhalb der europäischen Regelungen EN 13383-1, deren abweichende Verwendung und Qualitätsnachweise zu sprechen.

Bevor die Seminarteilnehmer zur Exkursion aufbrachen, informierte Kai Fischer, Referent der Fachgruppe Naturstein und Geschäftsführer des Güteschutzes Naturstein über ungerechtfertigte Umweltanforderungen an Primärrohstoffe. „Es gibt in Deutschland keine gesetzlichen Vorschriften, aus denen Umweltanforderungen für Natursteine ableitbar sind“, unterstrich Fischer und gab den Anwesenden die wesentlichen Argumente dafür an die Hand.

Wie im Steinbruch in Frommenhausen Baustoffe produziert werden, darüber informierten Joos und der Betriebsleiter Schneider vor Ort. „Dieses Werk ist geradezu optimal. Wir können auf kleinem Raum an drei Abbausohlen arbeiten. In diesem Fall ist die Enge geschickt, da wir wirtschaftlich kurze Wege haben“, so Joos. Natur- und Wasserbausteine seien keine Haupt- sondern eher Zusatzprodukte ebenso wie Gesteinsmehl aus der gerade erst modernisierten Entstaubungsanlage. Abnehmer für das Gesteinsmehl ist die Düngemittelindustrie.

Modern und wirtschaftlich ist auch die Aufbereitungsanlage für maximal 4.000 Tonnen pro Tag, in der eine moderne SPS-Steuerung mit Glasfaserverkabelung steckt. Die Anlage ist komplett computergesteuert und kommt lediglich mit zweieinhalb Angestellten aus. Insgesamt arbeiten in Frommenhausen zehn Mitarbeiter.

Im Anschluss erläuterte Joos das Endkonzept der geplanten Rekultivierung. „Das passiert abschließend zwar erst in einigen Jahrzehnten, aber dann wird sich der Kreis wieder schließen und die Natur nach der Rohstoffgewinnung wieder vollständig in den Steinbruch zurückkehren.“