Steilwandfertiger beeindruckt ISTE-Junioren
Besuch beim Prüf- und Technologiezentrum der Daimler AG in Immendingen
Zu den spektakulären Aufnahmen von Tests neuer Fahrzeuge gehören wohl Hochgeschwindigkeitsfahrten in breiten Steilkurven. Hier entstehen die Bilder, welche gerne in Filmen gezeigt werden, und hier werden Daten gesammelt, welche man im normalen Straßenverkehr so nicht gewinnen könnte. Im neuen Prüf- und Technologiezentrum der Daimler AG in Immendingen entstehen derzeit solche Steilkurven. Präzise betoniert und asphaltiert von einem speziellen Steilwandfertiger. Den konnten sich 26 Gäste des Industrieverbandes Steine und Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE) – Junioren und Kollegen aus Asphalt verarbeitenden Unternehmen - jetzt von nahem ansehen.
Die Besucher aus der Rohstoffbranche zeigten sich ausgesprochen beeindruckt von der Maschine, die einzigartig ist in Europa und von der es nur noch ein zweites Exemplar auf der Welt gibt – in China. Dr. Markus Limbach, Projektleiter für den Einsatz des Fertigers und Geschäftsführer bei der SMB Construction International GmbH – einer gemeinsamen Gesellschaft der Unternehmen Max Bögl und Strabag – erläuterte zusammen mit dem SMB-Projektleiter Thomas Neumann die Details.
30 Meter pro Stunde könne der Steilwandfertiger, der an einen überdimensionierten mechanischen Tausendfüßler denken lässt, zentimetergenau asphaltieren. Bis zu 900 Tonnen Asphalt würden so pro Tag verarbeitet. Das entspräche 30 bis 35 Fuhren von thermoisolierten Sattelzügen. Derzeit arbeite der Fertiger an der Nordkurve des Ovalrundkurses. Insgesamt sechs Asphaltlagen würden ohne jegliche Nahtstellen aufgebracht, so die Experten. Die Form der Steilkurve sei der Steuerung der Großmaschine einprogrammiert worden.
Der Brückenfertiger baue den Asphalt mit einer elektrisch beheizten Bohle ein. Sie bestehe aus 17 einzelnen Körpern, die mit dem durchgehenden Bohlenblech verbunden seien. Insgesamt 17 Hydraulikzylinder steuerten dabei die Verformung der Bohle. Bis zu 49 Grad Neigung weise die Nordkurve auf; das seien mehr als 100 Prozent. Selbst für Menschen sei es da nicht leicht, sich auf den Beinen zu halten.
Zuvor hatte den Besuchern aus der Steine- und Erden-Branche Dr. Lothar Ulsamer, Leiter kommunale und föderale Projekte bei der Daimler AG, den Stand der Arbeiten am Prüf- und Testzentrum, erläutert. Es sei eine der größten Erdbaustellen in Europa. Hier, so Ulsamer, werde auf 520 Hektar Fläche am Automobilbau der Zukunft geforscht und gearbeitet. Der ehemalige Bundeswehrstandort spiele bei der Entwicklung der Mobilität der Zukunft für die Daimler AG eine Schlüsselrolle. Daimler investiere rund 200 Millionen Euro in Immendingen. Insgesamt 300 Mitarbeiter sollen hier vom kommenden Jahr an die vier strategischen Zukunftsfelder Vernetzung (Connected), autonomes Fahren (Autonomous), flexible Nutzung (Shared) und elektrische Antriebe (Electric) weiterentwickeln.Zahlen und Einblicke, welche die Gäste außerordentlich beeindruckten. Zumal sie diese aus erster Hand und exklusiv erhielten von den Verantwortlichen des Großprojektes im deutschen Südwesten