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17. September 2019

Steinzeit – aktuell wie die Gegenwart

„Steinzeit – Baustoffkunde nicht nur für Architekten“ hieß denn auch diese erste gemeinsame Veranstaltung, und sie reichte von tiefer geologischer Historie bis in die unmittelbare Gegenwart.

Der kleine Steinbruch mitten im Wald ist nämlich etwas Besonderes. Er stammt keineswegs aus alten Zeiten, in denen man hier die insbesondere für Sakralbauten benötigten Materialien brach. Diese Gewinnungsstätte ist ein Neuaufschluss, in dem man erst seit wenigen Jahren Stubensandstein fördert. Der ist allerdings begehrt bei Bauhütten wie der des Ulmer Münsters. Albrecht Lauster, Chef des ISTE-Mitgliedsunternehmens Lauster Steinbau, konnte einiges zu dieser Gewinnungsstätte erzählen, informierte aber auch allgemein über heimische Naturwerksteine und deren Verwendung. Immerhin versorgt sein Unternehmen zahlreiche Baustellen im In- und Ausland mit hochwertigen und unverwechselbaren Naturwerksteinen – so manches Ministerium in der Bundeshauptstadt und so mancher Repräsentationsbau gehören dazu.

Zu Lausters zufriedenen Kunden gehört auch der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer, der die Gruppe anschließend in seinem historischen Rathaus empfing und durch das Gebäude führte. Das fast 600 Jahre alte Rathaus wurde seit 2012 aufwändig saniert und modernisiert, den Erfordernissen und Standards der heutigen Zeit angepasst. Das allerdings mit historischem und heimischem Material: mit Schilfsandstein aus Pliezhausen. Zunächst hatte man einen gar nicht in diese Gegend passenden Elbsandstein aus der Dresdner Region einsetzen wollen, bis die Bauherren durch einen Hinweis des ISTE darauf aufmerksam wurden, dass quasi vor ihrer Haustür das richtige und authentische Material im Erdreich schlummerte. Der OB erzählte diese Geschichte nicht ohne Schmunzeln. Er hatte die Pläne zum Einsatz von Elbsandstein nämlich sofort gestoppt – nicht unbedingt zum Gefallen der beteiligten Architekten.

Dritte und letzte Station dieser außergewöhnlichen Exkursion bildete das ISTE-Mitgliedsunternehmen Natursteine Rongen in Tübingen. Firmenchef Manuel Rongen führte die Gruppe persönlich durch seine beeindruckende Sammlung an historischen, gebrauchten und auf ihre neue Bestimmung wartenden Natursteinen. Pflaster, Platten, Treppen, Ziersteine, Fassadenelemente – sie alle warten in seinem Natursteinpark auf ihre zweites oder drittes „Leben“ als Teile zeitgenössischer Gebäude oder Anlagen. Spätestens hier wurde den Besuchern überdeutlich, wie viel Geschichte und was für Geschichten sich hinter all diesen steinernen Zeitzeugen verbergen und sich entdecken lassen, wenn man sie nur zu schätzen lernt.

Dabei sind die geologischen Informationen nur ein Teil. Die landschaftsprägenden Gesteine in Baden-Württemberg vom Odenwald bis zum Alpenvorland, vom Oberrheingraben bis auf die Höhen des Schwarzwalds und der Schwäbischen Alb werden zu stummen, aber sichtbaren Zeugen ihrer Epochen, sobald sie in den Städten und Dörfern Gebäude, Straßen und Plätzen prägen. So tragen sie auch zu deren Identität bei.

Diese Einblicke soll künftig nicht nur diese Gruppe an Baufachleuten bekommen. Zweimal pro Jahr soll es künftig heißen „Steinzeit – Baustoffkunde nicht nur für Architekten“…