9. Baustoff-Technik-Tag: Innovativer Straßenbau für mehr Umwelt- und Klimaschutz
Auch diesmal wieder waren zahlreiche Praktiker aus den Mitgliedsunternehmen, aber auch aus Verwaltung, Ingenieurbüros und Prüfstellen ins Haus der Baustoffindustrie nach Ostfildern gekommen.
Der ISTE- Vizepräsident und Vorsitzende der Fachgruppe Naturstein, Peter Rombold, wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass die stete Verbesserung der Produktqualität, die Wiederverwendung von Ressourcen sowie Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der heutigen Zeit wichtige Aspekte seien, mit denen sich die Branche befassen müsse. Sie seien besonders wichtig, um Akzeptanz für die Inanspruchnahme von Landschaft und Emissionen von Staub und Lärm zu rechtfertigen sowie um Verständnis für Abbau und Verwendung von Baustoffen auf Seiten der Bevölkerung zu werben. Die baustellennahe Belieferung mit Rohstoffen aus der Region sei im ISTE ebenso Grundsatz wie die produktneutrale Ausschreibung für den Einsatz von Baustoffen aus Alpine Moräne, Naturstein oder Recycling.
Die Baustoffnachfrage habe sich im vergangenen Jahr auf hohem Niveau stabilisiert und dürfte sich aufgrund des hohen Auftragsbestandes in der Bauwirtschaft auch im Jahr 2020 gut weiterentwickeln, sagte Rombold. Der milde Winter trage sicher ebenfalls dazu bei.
Entwicklungen im Straßenbau in Baden-Württemberg standen im Mittelpunkt des ersten Themenblocks. Vera Schmidt, Referentin für Straßenbautechnik und -erhaltung im Stuttgarter Verkehrsministerium, informierte über den Zustand der bundes- und landeseigenen Straßen, nicht zuletzt mit Blick auf die im kommenden Jahr zu gründende Autobahnbetriebsgesellschaft. Sie ging auch auf Stand und weitere Entwicklung der Digitalisierung und des Projektes „Qualitätsstraßenbau Baden-Württemberg (QSBW) 4.0“ ein.
Der kommunale Straßenbau in Beton am Beispiel der hochbelasteten Kreuzung Daimlerknoten beim Mercedes-Werk in Sindelfingen war Gegenstand des Vortrages von Dr. Diethelm Bosold vom Informationszentrum Beton. Diese Kreuzung wurde für einen erwarteten Bedarf von über 37.000 Fahrzeugen (davon mehr aus 4300 LKW) pro Tag ausgelegt. Bei solchen Anforderungen könne man mit Transportbeton sehr gut widerstandsfähige und dauerhafte Flächen herstellen, so Bosold.
Innovationen und Anwendungen in Beton
Oberflächentexturen für Betonfahrbahndecken - sie haben einen wichtigen Einfluss auf Griffigkeiten, Schallemissionen, Drainagevermögen und Radwiderstand von Straßen. Damit spielen „Grinding und Grooving“ – also die Gestaltung der Betonoberfläche – auch eine entscheidende Rolle, wenn es um Nachhaltigkeit im Verkehrswegebau geht, erläuterte Dr.-Ing. Marko Wieland von der Bundesanstalt für Straßenwesen.
Weitere Anwendungsgebiete für Gesteinskörnungen mit verminderten Qualitätsmerkmalen könnten durch Zugabe neuer Zusatzmitteln in Frischbeton geschaffen werden: ein Schlüssel zu Verbesserung der Verwertungsmöglichkeiten mineralischer Rohstoffe? Dazu berichtete Ronald König von der BASF Construction Solutions GmbH.
Forschung für mehr Klimaschutz
Nachhaltigkeit und Klimaschutz standen im Blickfeld weiterer Referate. Mögliche Beiträge der Zementindustrie zur CO2-Reduktion beschrieb Christoph Reißfelder von der HeidelbergCement AG. Hier gebe es noch großes Potential, was derzeit wissenschaftlich untersucht werde. Ziel sei langfristig eine Nutzung des anfallenden CO2.
Dr. Monika Herrmann, Leiterin der Arbeitsgruppe reFuels im baden-württembergischen Verkehrsministerium, berichtete über den Stand der Forschung bei der Erzeugung von klimafreundlichen Kraftstoffen wie etwa Kerosin aus Emissionen der Zementindustrie.
Technologien und Neuerungen im Asphaltbereich stellte Stefan Schubert von der Müller-BBM GmbH vor. Verkehrslärm gehöre zu den größten Herausforderungen der Zukunft, sagte er. Bei dessen Reduzierung können geräuschmindernde Fahrbahnbeläge wie offenporiger Asphalt eine wichtige Rolle spielen. Über den Einsatz von Alpiner Moräne in verschiedenen Asphaltbauweisen informierte Dr. Verena Rosauer von Schäfer Consult. Dabei präsentierte Sie eindrücklich, dass sich die Alpine Moräne zur Herstellung von Asphalten als gleichwertige Alternative zum Festgestein eignet und eine Schlechterstellung auf Basis der Untersuchungsergebnisse nicht mehr gerechtfertigt ist.