Manuel Hagel besucht Baustoffindustrie und Naturschutzprojekt
Gerhausen, 25. September 2025: Bei einer Besichtigung des Zementwerks in Schelklingen und der „Urzeitweide“ im Steinbruch Gerhausen mit dem Fraktionschef und Spitzenkandidat der Landes-CDU, Manuel Hagel, machten NABU Baden-Württemberg, Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE) und Heidelberg Materials AG auf die drängenden Probleme von Wirtschaft und Naturschutz aufmerksam. Klima-, Biodiversitätskrise und die Herausforderungen in der Industriepolitik müssten gemeinsam bewältigt werden.
CDU-Landeschef Hagel erklärte dazu: „Unsere Heimat lebt von einem starken Miteinander – und genau dieses Miteinander sehen wir hier in Schelklingen eindrucksvoll umgesetzt. Wirtschaft und Umweltschutz bereichern sich, wenn wir auf Technologieoffenheit setzen. Das sichert Arbeitsplätze, stärkt den Wirtschaftsstandort und schützt unsere wunderschöne Natur. Baustoffe wie Zement sind das Fundament unserer Wirtschaft und unseres Alltags. Es beeindruckt mich, wie hier die Zementindustrie und der Naturschutz gemeinsam an Lösungen arbeiten, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Wir müssen die Rahmenbedingungen schaffen, damit klimaneutrale Produktionen mit Technologien wie CCS auch hier im Inland Wirklichkeit werden. Gleichzeitig wollen wir sicherstellen, dass Steinbrüche, wie hier in Gerhausen, wertvolle Lebensräume für bedrohte Arten erhalten.“
Transformation ist für Zementwerke große Herausforderung
Die erste Station der Tour führte den CDU-Politiker in das Zementwerk in Schelklingen. Dort wurde deutlich, dass für die Zementindustrie die Transformation des Produktionsprozesses zur Klimaneutralität die drängendste Herausforderung ist. „Wir investieren seit Jahren sehr viel für die Reduzierung von CO2-Emissionen, etwa durch den Ersatz von fossilen Brennstoffen, angepassten Zementrezepturen oder Recycling. Doch das alles reicht nicht aus, um die Klimaziele zu erfüllen“, so Dr. Bernhard Kleinsorge, Leiter Produktion und Technik Zement von Heidelberg Materials in Deutschland.
Wenn dies nicht schnell geschehe, sei die Existenz der Betriebe gefährdet – und damit viele Arbeitsplätze, bestätigt auch Thomas Beißwenger, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands Steine und Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE). „Die kommenden fünf Jahre sind für die Zukunft der Zementindustrie in Baden-Württemberg entscheidender als die letzten 150 Jahre zusammen es waren“, warnt Beißwenger. „Die Abscheidung und Speicherung dieser unvermeidbaren Emissionen muss gelingen, sonst kommt der Zement zukünftig aus dem Ausland“, so der ISTE-Chef. Einig sind sich NABU, ISTE und Heidelberg Materials, dass die CCS-Technologie nur für technisch unvermeidbare Restemissionen, die etwa bei der Kalk- und Zementherstellung entstehen, zum Einsatz kommen darf, um die Bemühungen um Klimaneutralität in anderen Bereichen nicht zu gefährden.
Beim anschließenden Besuch des nahen Steinbruchs Gerhausen zeigte sich Hagel beeindruckt von der Vielfalt an Tieren und Pflanzen, die während und nach der Gewinnung von Kalkstein hier eine Heimat finden. „Für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten sind Steinbrüche heute ein wichtiger Rückzugsort, da es in unserer Landschaft kaum noch vergleichbare Rohboden-Standorte gibt. Bedrohte Arten, wie die Kreuzkröte, der Flussregenpfeifer oder der Rote Apollofalter, kommen hier vor“, erläutert der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen und Biologen Prof. Dr. Markus Röhl. Selbst während der Abbautätigkeit könnten hier wertvolle Lebensräume entstehen, sofern der Abbau nicht zu schnell erfolge und größere Bereiche über kürzere Zeiträume einer ungestörten natürlichen Entwicklung überlassen blieben.
Der NABU und die Gesteinsindustrie fordern in einem gemeinsamen Diskussionspapier[CW1] , dieses Potenzial konsequent zu nutzen: Flächen müssen so gestaltet und gepflegt werden, dass Arten sich ansiedeln können, ohne dass Unternehmen rechtliche Nachteile befürchten müssen. Richtig gemacht, kann so aus temporären Rohstoffflächen ein wichtiger Beitrag für den Biotopverbund und die Artenvielfalt geleistet werden.
CCS (Carbon Capture and Storage) bezeichnet die Abscheidung von CO₂ aus Industrieabgasen oder der Luft, den anschließenden Transport und die Speicherung in tiefen geologischen Formationen. Ziel ist es, unvermeidbare Emissionen zu verringern und so Klimaneutralität zu erreichen. Die Technologie ist jedoch energieintensiv, teuer und setzt eine sichere Speicherung in geologischen Schichten über Jahrhunderte voraus. Für Bereiche wie die Zementherstellung oder die Müllverbrennung ist sie unabdingbar, da Emissionen hier nicht vermieden werden können. Die Bundesregierung hat im Juli 2025 eine Novelle des Kohlendioxidspeichergesetzes eingebracht. Damit soll die Speicherung von CO2 ermöglicht werden. Doch es sind wichtige Fragen offen, etwa zur Finanzierung, der Ausgestaltung des Pipelinetransports, Speichermöglichkeiten an Land oder realistischen Zeithorizonten.
Warum entsteht bei der Zementherstellung unvermeidbar CO2?
Bei der Zementherstellung entsteht CO₂ nicht nur durch den Energieeinsatz, sondern unvermeidbar auch durch den chemischen Prozess, bei dem Kalkstein zu Branntkalk umgewandelt wird – diese Emissionen bleiben selbst bei Einsatz erneuerbarer Energien bestehen.
Um das Klima zu stabilisieren reichen Emissionsminderungen allein nicht aus. Neben grundlegenden Änderungen im Konsum- und Lebenswandel braucht es natürliche Kohlenstoffsenken, wie Moore, Auen, Wälder und Feuchtwiesen, und technische Kohlenstoffsenken, wie CCS. Der NABU begleitet die Debatte um Technologien wie CCS kritisch und bringt sich mit eigenen Bewertungen ein: Carbon Management: CO₂-Emissionen reduzieren - NABU
Warum sind offene Steinbrüche so wertvoll für die Natur und was ist „Natur auf Zeit“?
„Natur auf Zeit“ zeigt, dass Abbauflächen nicht nur Rohstoffquelle, sondern auch wertvolle Lebensräume sein können. Während der Nutzung entstehen offene Böden, Kleingewässer und Steilwände, die seltenen Arten, wie Kreuzkröte oder Uferschwalbe, eine Chance geben. Der NABU und die Gesteinsindustrie fordern daher, dieses Potenzial konsequent zu nutzen: Flächen müssen so gestaltet und gepflegt werden, dass Arten sich ansiedeln können, ohne dass Unternehmen rechtliche Nachteile befürchten müssen. So wird aus temporären Rohstoffflächen ein wichtiger Beitrag für den Biotopverbund und die Artenvielfalt in Baden-Württemberg. Natur auf Zeit schützen - NABU
Nach Beendigung der Abbautätigkeit können durch gezielte Pflege, wie Entbuschung oder Beweidung, diese artenreichen Lebensräume dauerhaft erhalten bleiben und leisten einen wichtigen Beitrag zum Biotopverbund in unserer Kulturlandschaft.
Im Bild von links: Dr. Bernhard Kleinsorge, Leiter Produktion und Technik Zement von Heidelberg Materials in Deutschland, ISTE-Hauptgeschäftsführer Thomas Beißwenger, NABU-Landesvorsitzender Johannes Enssle, CDU-Spitzenkandidat Manuel Hagel, MdL
