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2. Dezember 2016

Kalkwerk feiert Genehmigung zur Abbauerweiterung

Nach fünf Jahren Ungewissheit ist der Standort jetzt für Jahrzehnte gesichert

Manchmal muss es sein – dann knallen dort Korken, wo sonst Radlader fahren... Gelegenheit zu solch einer außergewöhnlichen Feier hatte jetzt das Kalkwerk Istein, im äußersten Süden Deutschlands bei Efringen-Kirchen gelegen. Endlich hatte man hier vom Landkreis Lörrach die Genehmigung zur Erweiterung der Abbaustätte bekommen. „Das war alles andere als selbstverständlich“, sagt Werksleiter Peter Leifgen, der seinen inzwischen zur Lhoist-Gruppe gehörenden Betrieb gerne als „Deutschlands schönstes Kalkwerk“ bezeichnet. Er hatte zusammen mit der Führung der Rheinkalk GmbH rund 200 Kollegen und Geschäftspartner in die Isteiner Festhalle geladen.

Diese Genehmigung setze den Schlussstein in ein Verfahren, das vor fünf Jahren mit der Beantragung der Erweiterung des Abbaus auf den Bereich „Kalkgraben“ begonnen habe, berichtete Leifgen, als er den Gästen die Geschichte dieser ungewöhnlich schwierigen und außergewöhnlich erfolgreichen Erweiterungsplanung erzählte. Damals habe das Werk noch zu HeidelbergCement gehört. Schon nach kurzer Zeit habe sich 2011 Widerstand in der Bevölkerung geregt. Trotz positiver Entscheidungen der kommunalpolitischen Gremien hätten sich Gegner des Ausbaus stark gemacht für einen Bürgerentscheid. Sie seien zumindest bei dessen Organisation erfolgreich gewesen.

Dann aber habe ein richtiger Wahlkampf eingesetzt, in dem die Mitarbeiter des Isteiner Kalkwerks aktiv wurden, auf die Straße gingen, Informationsveranstaltungen organisierten und betreuten und so die Bürger der Gemeinden auf die wirtschaftliche und die persönliche Bedeutung dieser Abbaustätte aufmerksam machten. Leifgen: „Die Kollegen haben über 2000 Stunden Arbeit in den Wahlkampf gesteckt, und das alles unentgeltlich – vorbildlich!“ Sogar lokale und regionale Unternehmer hätten sich zum Kalkwerk und zu dessen Plänen bekannt – auch das sei ungewöhnlich. „Der Flash-Mob der Kollegen ging in die Geschichte ein“, erinnert sich Leifgen. Kurz vor der Abstimmung hatte sich die Hälfte der Mitarbeiter des Betriebes vor das Rathaus in Efringen-Kirchen gestellt und auf Plakaten beschrieben, was das Werk für sie und ihre Familien und schließlich auch für die Gemeinde bedeutet.

Das Ergebnis dann sei unerwartet eindeutig zugunsten des Kalkwerks ausgefallen, freut sich Leifgen. Drei Viertel der Bürger hätten das Unternehmen und seine Erweiterungsplanung unterstützt: „Sie haben begriffen, dass es hier um das Überleben eines heimischen Betriebes ging.“ Der Werksleiter dankte deshalb besonders seinen Kollegen, dann aber auch den heimischen Unternehmen, die sich zum Kalkwerk bekannt hatten, den Politikern und der Verwaltung und schließlich auch dem Industrieverband Steine- und Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE), der den Kampf der Belegschaft um ihren Betrieb begleitet hat. Leifgen: „Insgesamt ein außergewöhnliches Beispiel für gelungene und einfallsreiche Öffentlichkeitsarbeit.“

Dem stimmte der Vorsitzende der Geschäftsführung Lhoist Deutschland, Paul Schipper, gerne zu. Dieser Entscheidung zugunsten der Erweiterung sei der Fortbestand eines starken und gesunden Standorts zu verdanken. Das Kalkwerk habe nun Perspektiven für die nächsten Jahrzehnte und könne weitergeführt werden. „Wir haben Wachstums- und Investitionspläne“, sagte er außerdem.

Efringen-Kirchens Bürgermeister Philipp Schmid hörte das wohl gerne und sprach von einem "denkwürdigen Tag". Als Gemeindeoberhaupt sei er "ausgesprochen glücklich und zufrieden, hier und heute dieses Fest feiern zu können." Das Werk sei sowohl eine wichtige wirtschaftliche Stütze für die Ortschaft als auch von großer Bedeutung für deren soziale und kulturelle Entwicklung.

Ein wenig Wehmut schwang mit angesichts der Tatsache, dass der bisherige Werksleiter Peter Leifgen im kommenden Frühjahr den Staffelstab an seinen Nachfolger Oliver Arts übergeben wird. Dem gab er seine Sicht der Dinge mit auf den Weg: „Wer vom Rohstoff, von der Erde lebt, der denkt langfristig.“