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5. Mai 2020

Corona-Krise verdeutlicht: „Die Rohstoff-Industrie ist systemrelevant!“

Hauptgeschäftsführer Thomas Beißwenger: „Mit Befremden nehmen unsere Mitgliedsunternehmen Äußerungen von Landespolitikern zur Kenntnis, welche die Baubranche und die Rohstoffindustrie als Konjunkturlokomotiven für die heimische Wirtschaft bezeichnen. Gleichzeitig stoßen unsere Betriebe weiterhin auf größte Widerstände, wenn es um die Erweiterung ihrer Abbaustätten oder gar um Neuaufschlüsse geht. Das passt nicht zusammen.“

Mineralische Rohstoffe wie Gesteine, Kies und Sand seien derzeit begehrt wie selten zuvor. Beißwenger: „Großbaustellen auf Autobahnen werden in diesen wegen der Corona-Einschränkungen verkehrsärmeren Zeiten vorgezogen. Genauso die Pistensanierung auf dem Stuttgarter Flughafen. Das ist beides vernünftig. Aber es bringt sowohl die Bauwirtschaft als auch die ihr vorgeschaltete Rohstoffindustrie an ihre Grenzen.“

Immerhin müsse man bedenken, dass beispielsweise am Oberrhein normalerweise aus dem Elsass stammende Mitarbeiter derzeit ausfielen, erklärt Beißwenger: „Kies- und Sandproduzenten am Oberrhein müssen derzeit ein besonderes Maß an Einfallsreichtum entwickeln, um ihre Betriebe nicht nur wie gewohnt am Laufen zu halten, sondern die aktuell besonders hohe Nachfrage zu decken. Vorsorgliche Quarantäne-Fälle – auch in anderen Unternehmen im Land - erschweren manchmal die Situation zusätzlich. Trotzdem wollen alle lieferfähig bleiben, weil dies sonst Auswirkungen auf Baustellen in ganz Baden-Württemberg zur Folge hätte.“

Der ISTE-Hauptgeschäftsführer nennt als Beispiel die Wilhelm Bohnert GmbH & Co. KG (Wibo) im nordbadischen Ottenhöfen. Wibo sei das einzige Unternehmen in ganz Baden-Württemberg, welches die für die Betonarbeiten auf der Stuttgarter Start- und Landebahn nötigen Zuschlagstoffe fördern und liefern könne: „In ganz Deutschland gibt es nur 25 Unternehmen, die Splitte dieser Spezifikationen für hochbelastbare Betonbahnen produzieren können. Wenn Werke wie dieses ausfallen, dann hätte das unmittelbare Konsequenzen für Baustellen wie auf dem Flughafen der Landeshauptstadt, aber auch auf so mancher Autobahn.“

Dies gelte in ähnlicher Weise auch für andere Unternehmen der Roh- und Baustoff-Industrie. Beißwenger: „Die Corona-Krise macht es besonders deutlich: Die Rohstoff-Industrie ist systemrelevant! Dies sollte man endlich auf Seiten der Politik, insbesondere aber auch der Verwaltung und der Behörden anerkennen.“

Beißwenger hat dabei insbesondere sich über viele Jahre hinziehende Genehmigungsverfahren bei Erweiterungen oder Neuaufschlüssen im Blick: „Es geht nicht an, dass Politiker die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung heimischer Rohstoffe und unserer Branche immer wieder betonen, unseren Unternehmen vor Ort aber das Leben schwer gemacht wird, wenn es um weitere Abbaumöglichkeiten geht. Jeder befürwortet kurze Transportwege, aber niemand will eine Abbaustätte in seiner Nähe. Das ist heuchlerisch!“

Der Diplombiologe Beißwenger weiter: „Rohstoffabbau ist immer nur ein landschaftlicher Eingriff auf Zeit. Unsere Unternehmen hinlassen nach Ende der Abbautätigkeiten keine verbrannte Erde, sondern naturnahe Flächen und Biotope, wie sie ansonsten kaum mehr zu finden sind. Das ist inzwischen wissenschaftlich untersucht und belegt. Wir erwarten, dass Politiker dies auch gegenüber der Öffentlichkeit klar formulieren und der behördliche Genehmigungsvollzug sich an diesen Fakten orientiert.“