Aktuelle BGR-Studie zur Versorgung mit Baurohstoffen

Deutschland ist reich an Sand. Quarz- und Bausand sind aus geologischen Gründen eigentlich in ausreichendem Maße verfügbar. Dennoch drohen gerade bei wichtigen Baurohstoffen auf dem heimischen Markt aktuell erhebliche Versorgungsengpässe, wie eine neue Kurzstudie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) zeigt. Unter dem Titel „Sand – auch in Deutschland bald knapp?“ berichten die BGR-Experten in der jüngsten Ausgabe der Commodity TopNews (Nr. 56) über die zunehmenden Schwierigkeiten bei der Gewinnung dieses Massenrohstoffs in Deutschland.

„Aufgrund seiner Entstehung gibt es in Deutschland eine fast unendlich große Menge an Sand, sodass ihre Tonnage nicht genau berechnet werden kann. Nur in ganz wenigen Regionen wie in den Großräumen München oder Stuttgart besteht eine geologische Knappheit. Allerdings hat die geologische Verfügbarkeit von Sand nur zu einem geringen Teil mit der tatsächlichen Situation zu tun“, so der Geologe Dr. Harald Elsner, Autor der neuen BGR-Studie.

Ein Großteil der Sand-, Kies- und Natursteinvorkommen Deutschlands ist durch konkurrierende Nutzungen wie nationale und europäische Wasser-, Natur- und Landschaftsschutzgebiete sowie überbaute Flächen nicht abbaubar. In Baden-Württemberg zum Beispiel sind 85 % der Landesfläche durch diese vorrangigen Nutzungen bereits verplant und stehen für eine potenzielle Rohstoffgewinnung nicht zur Verfügung.

Ein weiteres Hindernis für eine ausreichende Versorgung mit Baurohstoffen, so die Studie, resultiert aus der aktuellen Entwicklung auf dem Grundstücksmarkt. Immer mehr Landwirte stellen ihre Flächen nicht für einen Rohstoffabbau zur Verfügung. In Zeiten niedriger Zinsen und gleichzeitig steigender Preise für Ackerland lohnt es sich für sie nicht, ihre Flächen zu verkaufen oder zu verpachten. „So mussten bereits in einigen Gebieten Deutschlands Kieswerke aufgrund fehlender Erweiterungsflächen geschlossen werden“, betont Elsner.

Zusätzlich erschwert wird die Versorgungssituation mit Baurohstoffen durch langwierige Genehmigungsverfahren für neue Gewinnungsvorhaben sowie nicht ausreichender Verarbeitungskapazitäten der Baustoffindustrie. Als Folge davon traten im Jahr 2017 erstmals im Ruhrgebiet Versorgungsengpässe mit Baurohstoffen für den Straßenbau auf. Für 2018 rechnen die Industrieverbände mit weiteren Lieferengpässen, die auch andere Regionen Deutschlands betreffen könnten.
„Die genannten Versorgungsschwierigkeiten können zu einer Verteuerung der Baurohstoffe und damit des Bauens führen“, so das Fazit von Elsner.

Informationen zu Abbau und Preisen von Bausand in Deutschland:
Zurzeit werden in Deutschland im Jahr rund 100 Millionen Tonnen Bausand gewonnen. Die Menge an abgebautem Bausand ist seit dem Jahr 2012 aufgrund der privaten Bauinvestitionen um ca. 5 % gestiegen.

Die Preise für Bausand (Betonsandsorte 0/2) für Großkunden sind regional sehr unterschiedlich und liegen derzeit durchschnittlich z. B. im Großraum München bei 15 €/t, in der Region Stuttgart bei 13 €/t, im Raum Frankfurt a. M. bei 8 €/t, am Oberrhein sowie im Großraum Berlin bei ca. 6 €/t, am Niederrhein bei 5 €/t sowie in den Räumen Leipzig, Braunschweig und in Mecklenburg-Vorpommern bei 3 €/t. Abnehmer von kleinen Mengen bezahlen höhere Preise.

Link zur Studie:
https://www.bgr.bund.de/DE/Gemeinsames/Produkte/Downloads/Commodity_Top_News/Rohstoffwirtschaft/56_sand.pdf?

Eine Kurzfassung der BGR-Studie können Sie als PDF anschauen und herunterladen.
Die BGR-Pressemeldung vom 23.2.2018 können Sie ebenfalls als PDF anschauen und herunterladen.

Link zum Spiegel-Online-Bericht "Begehrter Rohstoff - Deutschland geht der Sand aus" vom 23.2.2018

Fachlicher Ansprechpartner:
Dr. Harald Elsner, Tel. 0511 643 2347, E-Mail: Harald.Elsner@bgr.de