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7. Januar 2017

Kiesgruben – Fabriken für biologische Vielfalt

Naturschutztage am Bodensee: ISTE-Mitgliedsunternehmen Meichle + Mohr informiert BUND und NABU in Kiesgewinnung

Naturschutztage am Bodensee – jedes Jahr ein fester Termin im Kalender der baden-württembergischen Mitglieder von BUND und NABU. Aber nicht nur Eingeschriebene beim Bund Umwelt- und Naturschutz Deutschland und beim Naturschutzbund Deutschland kommen seit Jahrzehnten nach Radolfzell, um sich über aktuelle Entwicklungen beim Naturschutz zu informieren. Auch engagierte Naturfreunde kommen immer wieder gerne in den Südwesten – inzwischen sind die Naturschutztage thematisch die erste Adresse im deutschsprachigen Raum...

In diesem Jahr bereicherte auch der Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE) und insbesondere sein Mitgliedsunternehmen Meichle + Mohr GmbH das Programm. Allerdings ging es bei der Exkursion in die Kiesgrube Stadtwald Radolfzell im Ortsteil Steißlingen weniger um globale Phänomene, wie sie die Arktis und die tropischen Regenwälder betreffen. Hier sprach man über Tier- und Pflanzenschutz quasi vor der eigenen Haustür.

Dr. Rolf Mohr, Chef des ISTE-Mitgliedsunternehmens Meichle + Mohr GmbH, führte zusammen mit Landschaftsplaner Wolfgang Schettler (Büro Eberhard + Partner, Konstanz) und dem Hauptgeschäftsführer des Industrieverbandes Steine und Erden Baden-Württemberg, Thomas Beißwenger, durch die Abbaustätte. Über zwei Dutzend Teilnehmer der Naturschutztage lernten hier ein Unternehmen kennen, für das seine Aufgabe mit der Gewinnung des Rohstoffs Kies keineswegs beendet ist. Forstliche Rekultivierungen und Renaturierungen bieten wieder neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen, die anderswo manchmal keine Überlebenschancen mehr hätten. Mohr informierte darüber hinaus über die Herausforderungen beim Nassabbau von Kies in Wasserschutzgebieten. Am Beispiel seines Unternehmens erläuterte der Ehrenpräsident des ISTE die Praxis der ganzen Branche.

Einmalig ist Mohrs persönliches, langjähriges Engagement für den Naturschutz. Er wollte es nach kontroversen Diskussionen mit Naturschützern vor mehr als zwei Jahrzehnten genau wissen und die Frage beantworten, wie genau sich eine Abbaustätte im Laufe der Rohstoffgewinnung und danach mit der Natur verträgt. Was sind ehemalige Abbauflächen? Verwüstete Landschaften oder Paradiese aus zweiter Hand?

Daraus resultierte die nunmehr über 20 Jahre dauernde Zusammenarbeit mit dem Tierökologen Jürgen Trautner. Über zwei Jahrzehnte hat Trautner mit seinen Kollegen die Entwicklung von Fauna und Flora in ehemaligen Kiesgewinnungsflächen des Unternehmens Meichle + Mohr dokumentiert. So etwas gab es bis dahin noch nie. Das Ergebnis: Das Buch „Entwicklung einer Kieslandschaft im Hegau und am westlichen Bodensee“.

Das Fazit dieser außergewöhnlichen wissenschaftlichen Arbeit: "Kiesgruben - das sind Fabriken für biologische Vielfalt!" So formulierte es ISTE-Hauptgeschäftsführer Thomas Beißwenger. Vögel, Reptilien, Amphibien, Käfer – sie alle holen sich ihren Lebensraum zurück! Beißwenger: "Sensationell, dass es eine Firma gibt, die das über 20 Jahre beobachten lässt – das ist beispielhaft... Diese empirisch untermauerten Erkenntnisse haben bei allen Beteiligten zu einem Aha-Erlebnis geführt."

Ähnliche "Aha-Erlebnisse" hatten möglicherweise auch die Gäste der Naturschutztage, die der Einladung in die Kiesgrube gefolgt waren. Sie alle – viele mit beruflichem Bezug zum Naturschutz - durften sich über ein Exemplar des Trautner-Buches freuen. Der baden-württembergischen Umweltminister Franz Untersteller besitzt den Band bereits seit dem vergangenen Sommer; auch er hatte sich in der Steißlinger Kiesgrube vor Ort informieren lassen.